Experte Frank Homberg: „Dem Wochenmarkt fehlt Vielfalt“
Experte Frank Homberg spricht über die Schwächen des Wochenmarktes und dessen Chancen für die Zukunft.
Wülfrath. Streit ums Parken, sinkende Beschicker-Zahlen — der Wochenmarkt macht aktuell nicht durch positive Schlagzeilen auf sich aufmerksam. In einer Online-Umfrage der WZ sagt eine Mehrheit aber, dass ein Wochenmarkt durchaus zeitgemäß ist — wenn er besser vermarktet wird. Im vergangenen Jahr hat die Stadt den Markt an einem privaten Veranstalter abgetreten.
Bis dahin fiel der Markt in die politische Zuständigkeit des Ausschusses für Umwelt und Ordnung. Wir sprachen mit dem Vorsitzenden des Ausschusses, Frank Homberg (DLW), über die Zukunft des Marktes. Homberg prohezeit: „Die Beschicker brauchen noch einen langen Atem.“
Herr Homberg, Wann waren Sie das letzte Mal auf dem Wochenmarkt?
Frank Homberg: Ich bin samstags oft beschäftigt. Es ist schon ’ne Weile her, dass ich auf dem Markt war. Im April, denke ich.
Und wie war Ihr Eindruck?
Homberg: Es ist leer dort, es gibt weniger Angebote als früher. Das ist relativ eingeschränkt. Das ist nicht zu übersehen. Und so schnell wird es sicher nicht besser.
Warum so eine vorsichtige Prognose?
Homberg: Die ganze Innenstadt hat schon unter den vielen Baustellen zu leiden. Das war im vergangenen Jahr so. Da hatten Einzelhändler, aber auch der Markt eine echte Durststrecke. Und es geht ja weiter, wenn nun die Goethestraße umgebaut wird.
Was schätzen Sie denn als Wülfrather an einem Wochenmarkt?
Homberg: Die Nähe. Der persönliche Umgang. Und die Vielfalt. Aber durch diese neue Kleinheit fehlt es an Vielfalt.
Früher um die 30 Verkaufsstände, heute weniger als 20: Was muss denn passieren, dass die Entwicklung umgedreht wird?
Homberg (lacht): Das ist ja eine Freiluftveranstaltung. Die braucht erst mal besseres Wetter.
Wie, bitte?
Homberg: Wirklich. Das ist so. Du bist als Markthändler vom Wetter abhängig. Und wenn dann der Winter noch mal um drei, vier Monate verlängert wird, ist das eine Belastung. Da brauchst du einen langen Atem.
Aber das allein entscheidet nicht über den Erfolg des Marktes.
Homberg: Entscheidend ist, dass das Umfeld des Marktes stimmt. In Neviges ist das der Fall. Da fahren viele Wülfrather hin. Wenn der Angermarkt im Herbst fertig ist, die Goethestraße und der Diek mal gemacht sind, dann sieht es hier besser aus. Mal sehen, wie sich das entwickelt.
In Neviges ist der Markt in der Fußgängerzone. Wäre das auch eine Option für Wülfrath?
Homberg: Das ist doch auch schon mal diskutiert worden. Diese Entscheidung müssen Markt-Fachleute beurteilen. Ausschließen würde ich nicht, dass eine Standortverlagerung gut sein könnte.
Sollte der Markt wieder in die Zuständigkeit der Stadt wechseln?
Homberg: Nein. Dadurch hat man keinen Verkaufsstand mehr. Vielleicht könnte das Stadtmarketing bei der Suche nach neuen Händlern mithelfen.
Ist aus Ihrer Sicht ein Wochenmarkt noch zeitgemäß?
Homberg: Absolut. Ein gut gemachter Wochenmarkt ist eine Attraktion für jede Stadt — sei es ihn Husum, in Holland oder Frankreich zum Beispiel. Das sind Magnete für Touristen. Die Werbung für den Wochenmarkt ist auf jeder Homepage. Aber das Umfeld muss stimmen. Vielleicht wird’s ja wieder was.