Familie aus dem Kaukasus droht die Abschiebung
Paar floh vor zwölf Jahren aus dem Kaukasus. Kinder kamen in Deutschland zur Welt.
Wülfrath. Erst am Mittwoch soll es im Kaukasus — in der Hauptstadt von Dagestan — wieder eine schwere Explosion gegeben haben. Der Präsident des deutschen Verfassungsschutzes warnt vor Terror aus dem Kaukasus. In dieses Land sollen Koba Goutchmazov und seine ehemalige Partnerin Alla Issaeva mit ihren Kindern (drei und zehn Jahre alt) ausreisen. „Das muss unbedingt verhindert werden“, sagt Ulrike Weber, die die Asylbewerber-Familie in Wülfrath betreut. Zwar steht laut Kreis Mettmann eine Abschiebung nicht sofort an, „aber das Asylverfahren gilt als abgeschlossen“, sagt eine Sprecherin.
Einen dauerhaften Aufenthalt soll es für die Familie nicht geben. Auf verschiedenen Ebenen setzen sich mehrere Personen für sie ein. „Mit Blick auf die Kinder gibt es vor allem einen humanitären Aspekt“, sagt Hans-Werner van Hueth, Fachbereichsleiter unter anderem für die Bereiche Jugend und Soziales. Die Kinder sind in Deutschland geboren. „Was sollen die im Kaukasus?“, fragt Ulrike Weber.
Sei es Stadt, die Asylbetreuer der Inga oder auch die Ausländerbehörde: Mit einer eindeutigen Einschätzung der Situation tun sich alle Seiten schwer, „was sicher auch daran liegt, dass das Paar getrennt ist und er polizeitechnisch kein unbeschriebenes Blatt ist“, wie ein Helfer der Inga vorsichtig formuliert. „Auf jeden Fall ist es auffällig, dass mehr als eine begrenzte Duldung der Familie nicht erfolgt“, so Patricia Karbe von der Inga.
Goutchmazov (35) und seine Partnerin Issaeva (34) sind vor zwölf Jahren aus dem Kaukasus geflohen. „Aus politischen Gründen. Ich wurde verfolgt“, sagt er, der in einem metallverarbeitenden Betrieb gelernt hat. Vor zehn Jahren wurde die Tochter Milena geboren, vor drei Jahren Makav, der Sohn. Sie haben gemeinsam im Übergangsheim Wilhelmstraße gewohnt. Er ist dort inzwischen ausgezogen, lebt im Heim für Männer in den Eschen. „Irgendwo muss man dafür Verständnis haben. Eine Partnerschaft auf so engem Raum ist problematisch“, sagt Weber.
In den Heimen falle beiden, sagen sie, die Decke auf den Kopf. „Sie wollen arbeiten. Sie wollen eine eigene Wohnung. Auch wegen der Kinder“, sagt die Betreuerin. Die Tochter geht zur Parkschule. Über die schwierige Situation der Familie sagt Leiterin Dagmar Hirsch-Neumann nichts. „Wenn Kinder womöglich von einer Abschiebung betroffen sind, die noch nie im Leben in dem Land waren, wo sie hin sollen, ist das immer eine schwer erklärbare Maßnahme.“
In der vergangenen Woche sollte die Familie bei der Ausländerbehörde des Kreises in Mettmann vorstellig werden. Sie sollten per Unterschrift erklären, „freiwillig ausreisen“ zu wollen. „Wir wollen das aber nicht“, sagt Issaeva und nimmt ihren Sohn in den Arm.
Nach Informationen von Patricia Karbe soll in diesen Tagen ein Härtefallantrag zumindest für die Mutter und die zwei Kinder gestellt werden. Auch die Aufnahme in eine sogenannte „Gruppe für Langzeitgeduldete“ steht auf der Agenda. Karbe: „Aber welche Chancen es tatsächlich gibt, ist ganz schwer zu sagen.“