Finale am Zeittunnel: Und die Letzte macht das Tor zu

Die Saison ist beendet, die Zukunft ungeklärt. Die Stadt will sich nun auf eine Stufe des neuen Konzepts konzentrieren — mit Rundweg, Spielplatz und Aussichtsturm.

Wülfrath. Eingemummelt in roten Decken unternehmen die letzten Besucher einen Gang durch die Ausstellung im kühlen Tunnel.

Draußen am Tor wartet Andrea Gellert, die Leiterin des Zeittunnels. Um 17 Uhr ist Schluss. Saisonfinale.

Mehr als 12 500 Besucher wurden in diesem Jahr gezählt - 2000 mehr als 2012. Und 2014? Die Zukunft ist ungewiss. Andrea Gellert schließt ab. Die Letzte macht das Tor zu.

In diesem Monat könnte die Politik aber die Weichen dafür stellen, dass es mit dem Zeittunnel weitergeht und wie es weitergehen kann. Aus dem dreistufigen Konzept, das die Bonner Agentur Projekt2508 im Rahmen ihrer Machbarkeitsstudie skizziert hat, will sich die Stadt nun auf eine Stufe und deren Umsetzung konzentrieren.

Dieser Teil des Konzepts sieht unter anderem die Neugestaltung der Ausstellung im Tunnel zum Thema Kalkgeschichte vor. Wesentliche weitere Aspekte sind der Bau eines Rundwegs hinter dem Tunnel mit einem „Schwindelsteg“ über dem Bochumer Bruch und einem Aussichtsturm.

Auch das Außengelände soll besser genutzt werden können — unter anderem mit einer neuen Gastronomie und einem Spielplatz. Die Kosten dafür werden auf etwa 2,15 Millionen Euro geschätzt. Wer diese trägt? Bisher hat die Stadt weder Zusagen über Zuschüsse für den Betrieb noch für die Umsetzung der Neukonzeption.

Würde der Zeittunnel im kommenden Jahr nicht mehr öffnen, hätte auch das finanzielle Konsequenzen für die Stadt Wülfrath. „Unmittelbare, investive Rückzahlungsverpflichtungen“, heißt es in einer Vorlage für den kommenden Ausschuss für Kultur, Sport und Freizeit, würden fällig.

Gelder in der Größenordnung von 445 000 Euro müssten ans Land, das den Bau des Museums Zeittunnel im Rahmen der „Euroga 2002+“ bezuschusst hatte, zurückgezahlt werden — plus Zinsforderungen in Höhe von 233 000 Euro.

Die Stadt stellt aber auch fest, dass der Zeittunnel 2014 gegebenenfalls durch die Stadt weiterfinanziert werden könnte, „sollte die Trägerschaft 2015 beispielsweise auf eine Betriebs-GmbH übertragen werden können“.

Zum Abschied von der Jubiläumssaison kommen auch Friedel Rust und Udo Kortum, zwei der mehr als 40 Ehrenamtler, am Sonntag zum Zeittunnel. Mehr als 3100 Unterschriften haben sie für den Erhalt des Zeittunnels gesammelt — und sind jetzt enttäuscht. „Politiker reden keinen Klartext. Keiner bekennt sich zur kulturellen Identität. Sie stehlen sich vor der Verantwortung davon“, sagt Kortum bitter.

Andrea Gellert kämpft mit den Tränen. Planungen für 2014? „Gibt es nicht. Im Etat ist kein Cent vorgesehen“, sagt sie. Kindergeburtstage können nur noch bis Mitte Dezember gefeiert werden. Dann wird auch das Angebot eingestellt. Gellert: „Dabei kommen die Leute immer noch.“ Mehr als 150 sind es an diesem windigen, tristen Sonntag. Darunter ein Politiker — aus der SPD.