Investoren geben Pläne für das Shoppingcenter am Forum auf

Die Partner ECE und HBB ziehen sich zurück. Die Forderungen der Ankermieter seien nicht umsetzbar gewesen.

Velbert. Aus der Traum vom Einkaufszentrum am Europaplatz: Die Investoren ECE und HBB haben nach mehr als zweijähriger Planung am Mittwoch bekanntgegeben, dass sie mit sofortiger Wirkung aus dem Velberter Projekt aussteigen.

Als Begründung wird genannt, dass „auf dem planerisch schwierigen Grundstück die Anforderungen der potenziellen Ankermieter (. . .) bislang nicht umgesetzt werden konnten“. Ein „wirtschaftlich erfolgreiches Projekt“ sei nicht mehr darstellbar. 120 Millionen Euro wollten die Partner nach eigenen Angaben investieren.

Bürgermeister Stefan Freitag war am Dienstagmorgen von dem zuständigen Projektleiter telefonisch über den Rückzug der Investoren informiert worden. „Trotz der Entwicklungen der letzten Wochen mit der sehr plötzlich von HBB und ECE kommunizierten Projektverzögerung habe ich weiterhin an eine Realisierung geglaubt“, sagte Freitag am Mittwoch. Über die definitive Absage sei er „sehr enttäuscht“.

Die Stadt habe alle Voraussetzungen für den Bau des Einkaufszentrums geschaffen. Die Baugenehmigung habe kurz vor dem Abschluss gestanden. „Gescheitert ist es an der nicht vorhandenen wirtschaftlichen Tragfähigkeit aufseiten der Investorengemeinschaft“, sagte Freitag.

Aus Sicht des Bürgermeisters ist das Scheitern der Pläne „sicherlich ein schwerer Schlag“. Freitag schlägt daher eine Immobilien- und Standortgemeinschaft Friedrichstraße unter Federführung der Stadtverwaltung vor, um „Kräfte zu bündeln“. Zugleich sieht er jetzt auch eine Chance für eine Neunutzung der ehemaligen Hertie-Immobilie.

„Glaubt man den bisherigen Kritikern des Projekts Marktzentrum, die darin eine übermächtige Konkurrenz gesehen haben, dann müssten uns die Interessenten für Hertie jetzt die Bude einrennen“, sagte er. Die Stadt werde das Gespräch mit dem Vermarkter des Gebäudes suchen. „Wir brauchen einen Frequenzbringer — egal wo.“

Im Zusammenhang mit dem Neubau des Einkaufszentrums sollte das Parkhaus Oststraße abgerissen und neu gebaut werden. Dies sieht Bürgermeister Stefan Freitag zumindest in naher Zukunft nicht. Vorerst bleibe das Parkhaus nutzbar. Ob es im Bestand saniert oder neu errichtet wird, müsse nun neu geprüft und beraten werden.

Der eigentlich als Ersatzfläche vorgesehene Parkplatz auf dem Gelände der früheren Pestalozzischule soll Ende des Jahres dennoch in Betrieb genommen werden. Zudem wird die Stadt ab Ende November gebührenpflichtiges Parken auf dem Europaplatz ermöglichen.

„Ich persönlich finde, dass ein Umzug des Deutschen Schloss- und Beschlägemuseums in die Villa Herminghaus eine der besten Ideen der vergangenen Jahre war“, sagte Stefan Freitag. Zudem eröffne dies Möglichkeiten im Forum — ob für den Umzug der VHS dorthin oder anderes. Die Finanzierung allerdings ist völlig unklar.

Beim zentralen Busbahnhof sind die Stadt und die Technische Betrieben Velbert (TBV) die handelnden Akteure. Freitag plädiert dafür, an den Plänen festzuhalten. Das letzte Wort hat der Verwaltungsrat der TBV. Die Veränderungen der Verkehrsführung auf dem Innenstadtring und die Sanierung der Oststraße sind unabhängig von einem Einkaufszentrum auf dem Europaplatz.

Laut Bürgermeister haben die Stadt und ihre Töchter TBV und Verkehrsgesellschaft Velbert Vorlaufkosten in Höhe eines „nennenswerten sechsstelligen Betrags“ gehabt. Über die genaue Summe werde der Hauptausschuss nichtöffentlich informiert, weil es um Grundstücksfragen und auch um private Belange gehe.

Die Investoren müssten trotz ihres Rückzugs für die Baugenehmigung einen ebenfalls sechsstelligen Betrag zahlen. Auf der Habenseite für die Stadt wertet Stefan Freitag die Tatsache, dass es nun einen Bebauungsplan für den Europaplatz gebe. Dies bedeute einen erheblichen Wertzuwachs der städtischen Grundstücke in diesem Bereich.

Die Projektkosten für die Investoren bewegen sich laut ECE in einem „niedrigen siebenstelligen Bereich“.

Die überwiegend leerstehende Immobilie ist in Besitz eines englischen Finanzmarktfonds. „Ich bin überzeugt, dass dort eine städtebauliche Neustrukturierung erfolgen muss“, sagte Freitag. Die Stadt könne dies jedoch nur begleiten. „Ein Jahr oder ein Jahrzehnt, in dem dort etwas passiert, kann ich Ihnen nicht nennen.“