Galerie und Ateliers unter einem Dach
Doris Stevermüer hat mit 50 Jahren noch einmal neu angefangen: In Langenberg an der Frohnstraße baut sie ein Kunsthaus auf.
Langenberg. Hier geht es um Geschichte. Kunstgeschichte. Da folgt eins auf das andere.
Deshalb fangen wir mal vorne an: Doris Stevermüer wurde 1959 in Bochum geboren. Sie machte eine Ausbildung zur Industriekauffrau, aber „eigentlich wollte ich das gar nicht. Mein Traum war es, Archäologie zu studieren oder Schreinerin zu werden“, sagt Stevermüer. Stattdessen arbeitete sie bis 1984 bei Krupp Stahl, holte 1986 ihr Abitur nach, um dann zeitweise an der Uni Bochum Geschichte und Kunstgeschichte zu studieren.
Währenddessen wurde sie dreimal Mutter, was dazu führte, dass sie ihr Studium erst 2008 abschloss. „Ich habe versucht, wieder auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, aber mit 50 Jahren hat man keine Chance. Und für den Ruhestand bin ich noch zu jung“, bekennt Stevermüer.
Einen Steinwurf von ihrem Haus in Langenberg entfernt, wo sie mit ihrer Familie seit 1997 wohnt, kaufte sie an der Frohnstraße ein 100 Jahre altes, marodes Mehrfamilienhaus. Mit ihrem Mann, von Beruf Handwerker, und ihren erwachsenen Kindern wird es seitdem kernsaniert. Vier Etagen plus Dachboden. Darin eröffnete sie 2011 die „Galerie#23“, die das Erdgeschoss und den ersten Stock einnimmt.
Ein rustikales Ambiente zieht sich durch das Gebäude — durch Stützbalken aus Holz, kleine Räume mit teils niedrigen Decken sowie Bohlen in „Ochsenblut-Rot“. Zu den Ausstellungsräumen gehören auch die ehemalige Waschküche mit Gewölbedecke sowie der Kohlenkeller.
Malerei, Fotografie und Skulptur sind hier von wechselnden Künstlern zu sehen; als Schwerpunkt hat Stevermüer „Natur und Umwelt“ gewählt, derzeit visualisiert durch Holzskulpturen des afrikanischen Bildhauers Jems Robert Koko Bi, Baumrindenbilder der Velberterin Rosemarie Johnen und maritime Fotokunst.
Die Werke sollen „nicht nur die Schönheit der Natur zeigen, sondern auch gesellschaftliche Anstöße geben“, hebt die Galeristin hervor. „Ich finde es toll, wenn Kunst provoziert“, sagt die 53-Jährige. Aber ausstellen würde sie auch nicht alles: „Für mich muss Kunst erkennbar sein. Ich möchte nicht erst ein dickes Buch dazu lesen müssen, um ein Werk zu begreifen.“
Die Galerie soll Mittelpunkt des Kunsthauses werden. Denn nachdem diese weitgehend fertig ist, „arbeiten wir uns jetzt in die nächsten Stockwerke vor.“ Dort entstehen Ateliers: Fünf stehen gegenwärtig zur Verfügung, von denen zwei bereits an Kunststudentinnen aus Langenberg vermietet sind. Dass aus den Ateliers keine „Künstlerzellen“ werden, dafür soll ein Gemeinschaftsraum mit Küche sorgen.
Ein Kunsthaus als sozialer Treffpunkt — auch für die Gäste: „Wir wollen das Haus für Vorträge und Kindergruppen öffnen und einen Weihnachtsmarkt im Garten verwirklichen“, offenbart die 53-Jährige einige Ideen.
„Es heißt: Innerhalb von fünf Jahren sollte sich eine Galerie etablieren; wenn man es dann nicht geschafft hat, sollte man aufgeben.“ Zwei Jahre sind nun vergangen. Doris Stevermüer ist zuversichtlich, dass ihre Kunst-Geschichte erst jetzt richtig beginnt.