Wunderkinder lernen schnell

Schüler aus sechs Ländern lernen in einer besonderen Fördergruppe in nur einem Jahr Deutsch.

Wülfrath. In nur einem Jahr eine völlig fremde Sprache lernen — das ist doch kaum zu schaffen, das gelingt nur Sprachwissenschaftlern, könnte man meinen. Doch die Hauptschule Wolverothe beweist das Gegenteil: Die „Wülfrather Wunderkinder weltweit“ — so nennt sich die ambitionierte Deutsch-Fördergruppe, die es seit zwei Jahren an der Hauptschule gibt.

Der Name ist Programm: „Hier kommen ausländische Schüler hin, die bei ihrer Ankunft meist keinen Ton Deutsch sprechen können und lernen in einem Jahr, sich auf Deutsch zu verständigen“, erklärt Friederike Grubba, seit einem Jahr feste Förderlehrerin an der Hauptschule. Die derzeit elf Schülerinnen und Schüler stammen aus sechs verschiedenen Ländern: Von Bulgarien über Polen und Serbien bis zu Thailand ist alles dabei.

Bis zu viermal pro Woche treffen sie sich zum gemeinsamen Lernen und selbstständigen Arbeiten. „Jedes Kind erhält dabei eine individuelle Förderung“, so Grubba. Das sei nicht immer einfach, da die Kenntnisse und Lerngeschwindigkeiten von Kind zu Kind unterschiedlich seien. „Jedes Kind einzeln zu betreuen und alle innerhalb von einem Jahr auf einen Stand zu bringen, ist eine große Verantwortung.“

Deshalb ist die Fördergruppe auf der Suche nach ehrenamtlichen Lernpaten, die die Kinder zusätzlich unterstützen können. Der Aufwand lohnt sich: In diesem Jahr zählen die „Wülfrather Wunderkinder weltweit“ zu den Preisträgern eines Schülerwettbewerbs der Bundeszentrale für politische Bildung.

Bei dem Thema „Denk mal! Was soll das Denkmal?“ ließen die Schüler ihrer Kreativität freien Lauf und bastelten zu jedem Wülfrather Denkmal einen Würfel mit selbst gemalten Motiven. Die Anstrengungen wurden schließlich mit Buchpreisen belohnt.

„Da machen wir im nächsten Jahr glatt wieder mit“, freut sich Grubba. Untereinander verstehen sich die Kinder und Jugendlichen bestens: „Wir machen sehr viel zusammen und verstehen uns super“, berichtet Jelena (17) aus Serbien. Grubba geht sogar noch einen Schritt weiter und findet, dass die aktuelle Besetzung die beste Gruppe sei, mit der sie jemals zusammengearbeitet habe. „Hier heißt es alle für einen und einer für alle. Die Fortgeschrittenen helfen zum Beispiel denen, die noch größere Probleme mit der Sprache haben, und genauso sollte es doch sein.“ Kleinere Streitereien werden schnell untereinander gelöst, Teamgeist steht hier an erster Stelle.

Zwischen dem trockenen Lernstoff mit Arbeitsheften und Lehrbüchern findet sich auch immer Zeit für gemeinsame Gruppenaktivitäten: „Wir waren schon gemeinsam im Museum oder im Supermarkt, um ein bisschen deutsche Kultur zu erleben“, berichtet Dominika (14) aus Polen.

„Wenn wir an Geld und Sponsoren kämen, könnten wir natürlich noch mehr Aktivitäten durchführen und auch mal Ausflüge machen“, sagt Grubba, die derzeit auf der Suche nach Fördermöglichkeiten für die Lerngruppe ist. Ganz oben auf der Wunschliste der Schüler und besonders der Schülerinnen: ein gemeinsamer Shopping-Tag in Essen. Grubba lacht: „Auch so etwas ist Teil der deutschen Kultur.“