Geigen erzählen vom wilden Westen

Konzert der Four Fiddlers gerät zur musikalischen Weltreise.

Foto: Dietrich Janicki

Wülfrath. Geigenkunst gibt es bei uns zumeist nur in exklusiven Konzerthäusern zu hören. Als selten gebotene Geigentraditionen der Volksmusik breiteten sie die „Four Fiddlers“ in der Kulturkathedrale aus. Mit anderen Ensembles hatten die einzelnen Musiker Schlupkothen bereits beglückt, doch gleich vier bergischen Teufelsgeigen auf einmal zu folgen, das war den über hundert Zuhörern neu. Gastgeber Bernd Kicinski zeigte sich fassungslos über so viel Interesse an der Nischenmusik. Überhaupt: Die Veranstaltungen des Kommunikations-Centers kommen in der jüngsten Zeit so gut an, dass man regelmäßig an Platzgrenzen stoße.

Zum vollen Ausspielen war die Bühne mit mehreren Geigengalgen voller Violinen und Bratschen bestückt. Los ging es mit Schwedenweisen, unter anderem mit „Skaneland“, zu dem Ariane Böker und Steffi Hölzle wunderbar zweistimmig sangen. Allein diese Minuten hätten das Kommen schon lohnen lassen.

Während das romantische skandinavische Liedgut sehr nah an die modernen Hörgewohnheiten heranreicht, versetzt die nachfolgende irische Tanzmusik durch nie nachgebende Schnelligkeit in unerhörtes Staunen. Nur eine kurze Stippvisite mit dem urwilden „Le Gran“ unternahm das Quartett ins heimliche Herzland der Geige, nach Ostkanada. Hierhin sind viele gälische Schotten ausgewandert und halten seither das melancholische Geigenspiel heilig. Daniel Marsch ergänzte die Klangfülle ein ums andere Mal durch sein Akkordeonspiel, das rhythmische Elemente in die breitziehenden Bogenstriche brachte. Mit Ragtime und Bluegrass hat Nordamerika zwei lebensfreudige Stile hervorgebracht, bei denen die Geige oft die Rolle der quietschfidelen Singstimme übernimmt. Ecki Schwandtkes schnelle Finger brachten auf dem Griffbrett manchen Lustschrei hervor.

Das über weite Strecken unisono gespielte „Faded Love“ öffnete einen Cowboyhimmel über der Prärie. Im Kontrast dazu brachte eine russische Seelenauslotung die Hörer zur Erkenntnis des Abends. Geigenmusik entsteht anscheinend immer dort, wo die Gegend waldreich genug ist, um Instrumente zu bauen und einsam genug, um seine Traurigkeit ungestört wegtanzen zu können. Noch zwei weitere dieser klassischen, heute aber eher im verborgenen blühenden Hotspots der Geigenmusik taten die vier Saitensäbler auf — das Alpenland und das Grenzgebiet zwischen Rumänien, Ukraine und Ungarn an den Maramures-Bergen. Trotz aller Gemeinsamkeit; jede Einöde hat ihre unverwechselbare Geigenstimmung hervorgebracht.