Velbert Gesamtschule würdigt Anne Frank

Velbert · Die Ausstellung zum Leben und Tod des jüdischen Mädchens im Foyer an der Poststraße wird durch Hightech ergänzt.

 Schülersprecherin Minke Posberg und der Geschichtslehrer Holger John erinnerten gestern in der Gesamtschule Velbert-Mitte an den 90. Geburtstag von Anne Frank, die durch ihr Tagebuch weltberühmt wurde.

Schülersprecherin Minke Posberg und der Geschichtslehrer Holger John erinnerten gestern in der Gesamtschule Velbert-Mitte an den 90. Geburtstag von Anne Frank, die durch ihr Tagebuch weltberühmt wurde.

Foto: UlrichBbangert/Ulrich Bangert

. „Das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus ist ein wichtiger Punkt unserer Schule, die ,Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage’ als ihr Motto hat“, beschreibt Holger John, Lehrer für Geschichte und evangelische Religion die Philosophie der Gesamtschule Velbert-Mitte. So war es selbstverständlich, dass man sich am Mittwoch mit Anne Frank beschäftigte, die vor genau 90 Jahren in Frankfurt am Main geboren wurde.

Schulsprecherin Minke Posberg machte am Morgen mit einer Durchsage alle Mitschüler auf diesen Tag und die Ausstellung aufmerksam, die im Foyer aufgebaut wurde. Auf großformatigen Bildern lacht die Betrachter ein sympathisches, fröhliches Mädchen an, deren jüdische Eltern 1934 wegen der Nationalsozialisten von Frankfurt am Main nach Amsterdam zogen.

Im August 1944 wurde das Versteck der Familie entdeckt

Als 1940 die Niederlande von Nazi-Deutschland besetzt wurden, begann für die Familie Frank eine schwierige Zeit, die Ausreise in die USA klappte nicht. Am 6. Juli gingen die Franks in ein Versteck, Anne nahm ihr Tagebuch mit, das sie wenige Wochen zuvor zum 13. Geburtstag geschenkt bekam. Im August 1944 wird das Versteck entdeckt, die Familie wird nach Auschwitz verschleppt und später nach Bergen-Belsen, wo Anna, ihre Schwester und die Mutter sterben. Der Vater überlebt den Holocaust. Als er nach Amsterdam zurückkehrt, wird ihm das Tagebuch seiner Tochter überreicht. Er erfüllte ihren Wunsch und veröffentlichte die Aufzeichnungen, die als „Das Hinterhaus“ weltberühmt wurden.

Die Ausstellung wurde der Gesamtschule vom Anne-Frank-Zentrum in Berlin zur Verfügung gestellt. Gleichzeitig wurde am Mittwoch in der Kirche St. Joseph in Velbert-Mitte eine weitere, größere Ausstellung zu Anne Frank eröffnet, die durch Peter Kohnstam besucht wurde, einem Zeitzeugen und Freund von Annelies Marie Frank, die einfach nur Anne gerufen wurde.

„Die Ausstellung kostet ein paar tausend Euro, dafür fehlt uns einfach das Geld“, bedauerte Holger John. Dafür kommen am 1. Juli Mitarbeiter des Westdeutschen Rundfunks (WDR) in die Schule und lassen mit Hightech die Vergangenheit lebendig werden. Dank Augmented Reality (zu Deutsch: erweiterte Realität) werden die Freundinnen von Anne wie Hologramme digital erscheinen.

„Wir stehen am Anfang einer Zeit ohne Zeitzeugen. Wir dürfen aber nicht vergessen, was im Zweiten Weltkrieg passiert ist und welches Leid der Krieg den Menschen bringt“, begründet Intendant Tom Buhrow das Engagement des Senders. „Unsere Aufgabe ist es, diese Erinnerung auch in Zukunft wachzuhalten. Mit modernster Technologie holt der WDR Zeitzeugen in Wohn- und Klassenzimmer und macht diesen Teil unserer Geschichte auch für die nachfolgenden Generationen erfahrbar.“

„Für mich ist das Science Fiction“, staunt Holger John, der sich freut, den Teilnehmern der Projektgruppe diese Zeit erlebbar machen zu können. Die Projektgruppe, die sich aus Schülern des zwölften Jahrgangs zusammensetzt, unternimmt jedes Jahr Gedenkfahrten nach Berlin, Auschwitz und Krakau, die durch Holger John organisiert werden. „Das ist jedes mal sehr emotional“, beschreibt der Geschichtslehrer die Begegnung mit der Tötungsmaschinerie der Nationalsozialisten. Die Schüler, die sich am gestrigen Mittwoch die Anne-Frank-Ausstellung in der Gesamtschule Velbert-Mitte ansahen, waren bereits sehr ergriffen. Das taten sie in Postkarten kund, die sie dem Mädchen schrieben, das genauso alt war wie sie, als sie starb. „Sie tut mir leid, denn sie hatte ihr ganzes Leben noch vor sich“, lautete eine Reaktion. Ein anderer Kartenschreiber machte es kurz: „Alles Gute, Anne!“