Gesichter aus Neviges: Er kennt seine Paketkunden

Hans-Petert Mannertz ist im Viertel bekannt und beliebt. Der Zusteller ist jetzt bis zu sieben Tage in der Woche im Dienst.

Neviges. Ins Fitness-Studio muss Hans-Peter Mannertz nicht mehr. Mit fünf Paketen im Arm läuft der DHL-Paketbote geschwind die Treppen zu einem Einfamilienhaus hinauf, lädt dort die erste Fuhre ab und kehrt zu seinem Lieferwagen zurück, um weitere Pakete zu holen. In der Vorweihnachtszeit herrscht bei DHL Hochbetrieb, und es wird mit jedem Jahr schlimmer.

„Dieses Jahr fahren wir erstmals mit drei Fahrern plus Zusatzfahrer“, sagt der 59-Jährige. Von 7.30 bis 18 Uhr ist er in den Tagen vor dem Fest bis zu sieben Tagen in der Woche im Dienst, um auch noch die letzten Weihnachtsgeschenke zu überbringen. „Das machen wir freiwillig — die Pakete sollen ja nicht liegen bleiben.“

231 Pakete sind es am Montag, kleine und große, leichte und schwere. Bis zu 31,5 Kilogramm dürfen sie wiegen — eine Knochenarbeit. Mannertz kennt viele Menschen in Neviges. Leutselig wird er an jeder Ecke gegrüßt, wechselt ein paar Worte mit Vorübergehenden, legt vertrauensvoll einer alten Dame die Hand auf die Schulter.

„Ich habe in meinem Gebiet sehr nette Kunden — man muss sich aber schon mal ein bisschen Zeit lassen, wenn nicht gerade Weihnachten ist, und immer freundlich sein“, lautet seine Maxime. Dafür bekommt er manchmal auch einen Kaffee angeboten. „Das sind aber meistens ältere Leute.“ Jüngere Kunden hätten weniger Interesse an einer persönlichen Beziehung.

Seine Freundlichkeit dehnt der Paketbote auch auf Hunde aus — er hat immer einen Beutel mit Leckerli dabei, „Bestechung“. Nur einmal habe das nicht funktioniert, da hat ihn ein Hund gebissen.

Seit 13 Jahren fährt Mannertz jetzt schon für die DHL. Davor arbeitete er 32 Jahre lang als Konditor. Jetzt schätzt er den Kontakt zu den Menschen und die Möglichkeit, sich den Arbeitstag selbst einzuteilen. So entscheidet er, welche Straßen er in welcher Reihenfolge abfährt und wie er dafür die Pakete einteilt. Jedes Mal, wenn er einen neuen Abschnitt in Angriff nimmt, holt er zuerst die Pakete aus ihrem Abschnitt und sortiert sie nach Hausnummern. Er weiß genau, wer üblicherweise wann zu Hause ist oder welcher Nachbar ein Päckchen stattdessen entgegen nehmen könnte.

Im Sommer liebt es Mannertz, nach Dienstschluss noch mit dem Motorrad durch die Gegend zu sausen. Zurzeit sinkt er in seiner Heimatstadt Heiligenhaus nur noch auf das Sofa. Auch im Januar geht der Stress erst einmal weiter. „Da tauschen dann alle ihre Geschenke um oder geben das Weihnachtsgeld aus.“ Vor allem junge Leute seien es, die viel im Internet bestellen. „In zehn Jahren wissen die Kinder nicht mehr, was ein Laden ist“, fürchtet er.

Selbst am 24. Dezember ist er noch bis 14 Uhr mit dem gelben Transporter unterwegs. Danach freut er sich auf zweieinhalb ruhige Tage im Kreis der Familie, wozu auch die beiden erwachsenen Kinder kommen.