Gesucht: 50 Gönner für Neviges
Zehn Bürger haben einen Verein gegründet, der das Stadtbild verschönern und das kulturelle Leben absichern will.
Neviges. Wenn es darum geht, seinen Geburtsort attraktiver zu machen, ist Helmut Wulfhorst, zweiter Vorsitzender der Werbegemeinschaft Neviges (WGN) nie um Ideen verlegen. Neue Feste, Trödelmarathon oder der Wochenmarkt in WGN-Regie, der noch mehr auf quasi vor der Haustür erzeugte Bio-Produkte setzt, freies WLAN in der Fußgängerzone, vieles geht der Inhaber des Reisebüros Im Orth an. Von Rückschlägen, wie dem „Nein“ von Verwaltungsrichtern zur Vergabepraxis für den Markt oder zum verkaufsoffnen Sonntag anlässlich des Kinderfestes im Juni, lässt sich der 60-Jährige nicht beirren. Jetzt hat er zusammen mit neun weiteren Bürgern den Verein „50 Nevigeser“ aus der Taufe gehoben. Ziel ist: 50 Menschen zu finden, die mit einer jährlichen Spende von je 500 Euro oder mehr das kulturelle Leben im Stadtteil ankurbeln beziehungsweise absichern helfen.
„Ich hoffe, noch in dieser Woche die Nachricht über den Vereinseintrag vom Wuppertaler Amtsgericht zu erhalten“, sagt Wulfhorst. Der ist Voraussetzung für die Anerkennung als gemeinnütziger Verein durch das Finanzamt. „Ich habe zwar schon eine Liste mit 34 Namen von Nevigesern, die ich ansprechen werde oder die sich bereits als Unterstützer gemeldet haben, aber erst wenn wir Spendenquittungen ausstellen dürfen, kann die Arbeit richtig losgehen“, verdeutlicht der Initiator und Vereinsvorsitzende. Enge Mitstreiter sind Apotheker Thomas Bellers als 2. Vorsitzender (bei der WGN ist die Postenverteilung umgekehrt) und Miroslav Tomic von der Fleischerei Janutta las Kassierer.
„Wir haben uns innerhalb der Werbegemeinschaft gefragt, wie es in den nächsten Jahren weitergehen kann. Immer wieder mussten wir bei Veranstaltungen mit finanziellen Problemen kämpfen. Die Standgebühren deutlich zu erhöhen oder die Zahl der Verkäufer zu steigern, lässt sich nicht so einfach durchsetzen“, erklärt Helmut Wulfhorst.
Doch nicht nur die WGN kennt das Problem, auch traditionsreiche Feste von Vereinen stehen immer öfter ob der finanziellen Risiken und organisatorischen Verpflichtungen auf der Kippe. „Auch die sollen die 50 Nevigeser absichern helfen. Der Verein ist kein Spielball der WGN, sondern genauso Partner von Sportvereinen oder der Wallfahrt“, versichert der Vorsitzende. Mit 25 000 plus X — Wulfhorst will auch Firmenspenden einwerben — lasse sich einiges für Neviges bewegen.
„Dazu gehört auch, dass die immer häufiger in der Innenstadt zu sehenden Graffiti-Schmierereien ganz schnell entfernt werden. Derzeit sind die Wege dafür zu lang“, regt Helmut Wulfhorst das Engagement eines privaten Reinigungsdienstes an. Auch beim neuen Anstrich für den vom Nevigeser Hans Niggemeier erworbenen Luftschutzbunker an der Wilhelmstraße (die WZ berichtet) will der Verein behilflich sein. Das alte Stadtwappen an der Fassade soll wieder zu erkennen sein. Zudem will Wulfhorst die tristen Betonkübel in der Fußgängerzone durch wechselnde, bunte Bepflanzungen ersetzen lassen und für attraktivere Spielplätze sorgen. „Das alles wird brach liegenbleiben, wenn wir Nevigeser uns nicht selbst darum kümmern. Ohne Schuldzuweisung, aber auf die klamme Stadt können wir nicht bauen“, sagt Wulfhorst.
„Ich suche nicht die 50 reichsten Nevigeser, wie Blogger Norbert Molitor kürzlich gemutmaßt hat, sondern Menschen, die sich engagieren. Ihnen bietet der Verein mit seinen zehn Mitgliedern lediglich ein organisatorisches Gerüst. “, betont der Gründer.
Ein zugkräftiges Freiluftkonzert bei freiem Eintritt gehört ebenfalls zu den Projekten. Da passt es, dass die WGN angesichts der vom Oberverwaltungsgericht kassierten Satzung im nächsten Jahr ganz auf verkaufsoffene Sonntage verzichten wird. „Dafür wollen wir verstärkt am Freitag- oder Samstagabend in die City locken und dann die Läden bis 22 Uhr öffnen, ähnlich wie es beim Laternenfest schon geübte Praxis ist“, sagt Wulfhorst.