Gottesdienst am Arbeitsplatz: Die etwas andere Messe
„Gottesdienst am Arbeitsplatz“ lautete der Titel einer Idee der Kolpingfamilie.
Neviges. Es war ein sehr ungewöhnlicher Ort für eine Heilige Messe: Unter dem Motto „Gottesdienst am Arbeitsplatz“ hatte die Kolpingfamilie Hardenberg- Neviges am Samstag zur Eucharistiefeier in die Tischlerei von Schreinermeister Guido Häger an der Donnenberger Straße eingeladen.
Die Resonanz war überwältigend — rund 130 Gläubige kamen, neben vielen Nevigesern auch von der evangelischen Gemeinde Besucher aus Velbert, Mettmann und Ratingen.
Die mobilen Holzbänke reichen bei weitem nicht aus. In Windeseile improvisieren die beiden Gesellen Björn Gärtner und Christian Häger, schaffen mit langen Bohlen und Holzböcken Sitzgelegenheiten.
Die vielen Kinder, darunter auch eine Gruppe Kommunionkinder aus Velbert, haben sich bereits auf den Transportwagen für die großen Holzplatten eingerichtet.
Die Mitte des Raumes beherrscht eine große, computergesteuerte Tischkreissäge, es riecht nach Sägespänen. Vor den Hobelbänken steht der Altar, ein auf Böcken ruhendes Türblatt: In fertigem Zustand wird es demnächst in einer Arztpraxis verbaut, doch jetzt ist es festlich mit einer Decke und Blumen geschmückt.
Das Kruzifix darauf ist mit einem Hobel als Sockel verschraubt, ein Symbol, dass Jesus auch mit der Arbeitswelt fest verbunden ist, erklärt Monsignore Wilfried Motter.
Der Diözesanpräses von Kolping zelebriert die musikalisch von der Gruppe Da Capo gestaltete Messe gemeinsam mit Bruder Jakobus, Präses der hiesigen Kolpingfamilie: Er erinnert daran, dass Jesus über 30 Jahre bei einem Zimmermann — seinem Vater Josef — gelebt hat. Holz ist auch ein Thema der Predigt: Ein einzelner Stab lässt sich mühelos von Kinderhand brechen, doch das Bündel von Stäben hält allen Versuchen stand — Sinnbild für eine starke Gemeinschaft.
Zum Schluss der Messe segnet Bruder Jakobus die Werkstatt; Tischler Guido Häger, seine Familie und Mitarbeiter erhalten jeder von Motter ein kleines Kreuz zum Andenken. Der ehemalige Kreisdechant ist seit Beginn seiner Tätigkeit im Kreis im Jahr 1987 immer wieder in Betriebe gegangen, um die Messe zu feiern.
Als gelernter Chemielaborant hat er eine hohe Affinität besonders zum Handwerk bewahrt: „Mir ist wichtig, die Verbundenheit der Kirche mit den arbeitenden Menschen erfahrbar zu machen.“ Ein Weg, der viel Anklang fand: „Eine sehr gute Idee“, sagt Bernhard Olbricht aus Neviges.
„Das war richtig schön hier“, sagt der neunjährige Maximilian, der mit seinen Eltern Olaf und Barbara Karwoczik-Hinze aus Velbert gekommen ist und die Stimmung der Anwesenden auf den Punkt bringt.