Haus Eyser vollzieht einen stetigen Wandel
Das Fachwerkgebäude in Düssel hatte in seiner langen Geschichte verschiedenste Funktionen, unter anderem als Kirche und Schule.
Wülfrath. Direkt hinter der Kirche steht dieses alte Fachwerkhaus. Immer wieder umgebaut, hat es sich nicht nur äußerlich verändert. Auch die Nutzung wechselte im Laufe der vergangenen 500 Jahre immer wieder. Denn Haus Eyser in Düssel war anfangs Schulhaus und ist mittlerweile ein Wohnhaus. Haus Eyser lässt sich in das 16. Jahrhundert einordnen. Das erkennt man — so beschreibt es Willi Münch in seinem heimatkundlichen Bericht von 1979 — vor allem an den langen, gotischen Knaggen, die das Obergeschoss tragen und am Portal.
Das dreigeschossige Fachwerkhaus ist zum Teil verschindelt. Die Obergeschosse ragen hervor und sind auf eben diesen Knaggen gestützt — seit einem Umbau im 17. Jahrhundert ragen sie aber wesentlich weniger weit hervor, als beim ursprünglichen Bau. Anfangs gehörte das Gebäude der katholischen Kirche. Darin waren Schule und Küsterhaus untergebracht.
Während die Stadtkirche im Zentrum von Wülfrath nach der Reformation evangelisch wurde, blieb die Düsseler Kirche katholisch. In Haus Eyser war daher ab dem Jahr 1644 der Predigtraum der reformierten Kirche untergebracht — bis 1876 die neue Kirche geweiht wurde. Die enge Nachbarschaft zur katholischen Kirche war nicht immer einfach. „Der Bau stehe noch über dem hohen Altar seiner Kirche, und zwar so nahe, dass die Katholiken von Wort zu Wort des Predikanten Sermon zu der wenigen katholischen Seelen Ärgernis hören müssten“, heißt es zum Beispiel in einer Beschwerde der Kirche beim Landsherren.
Als 1653 feststand, dass das Fachwerk baufällig war, verhinderten die Katholiken über 29 Jahre, dass das Gebäude saniert und erweitert werden konnte. Zwischendurch wäre das alte Haus auch beinahe abgerissen worden, wie Münch beschreibt. Das wollte die Gemeinde aber verhindern. Als die Streitigkeiten vorerst beigelegt waren, ging es an die Arbeit. Durch die vielen Konflikte mit der katholischen Kirche konnte die Reparatur erst 1682 abgeschlossen werden.
Und schon wieder gab es einen Grund zur Beschwerde. Offenbar war bei den Arbeiten das Haus eineinhalb Schuh — also nicht einmal einen halben Meter — näher an die katholische Kirche gerückt. Dies führte dazu, dass die evangelische Kirche nach einem Vergleich Schadensersatz in Höhe von einem Rosennobel, also 13 Gulden, bezahlen musste — sehr viel Geld für die noch junge Gemeinde.
Dennoch konnte sie im Jahr 1683 einziehen und die Räume für Predigt und eine eigene Schule nutzen. Das tat sie dann auch knapp 200 Jahre. So lange, bis auf dem Lindenhügel die neue, reformierte Kirche eingeweiht wurde.
Dass das Haus so lange als Kirche genutzt wurde, sieht man heute kaum noch. Nur der Stumpf auf dem Dach lässt erahnen, dass hier einmal ein Glockenturm nach oben ragte. Seit die evangelische Gemeinde das Haus nicht mehr als Kirche braucht, ist es in Privatbesitz und dient als Wohnhaus. Der Bürgerverein Düssel deutet in ihrer Geschichte über die alten Häuser im Ortsteil aber an, dass es zwischendurch im Erdgeschoss einmal eine Wirtschaft und ein Ladenlokal gegeben haben soll — wie ältere Düsseler berichten.
Der Name Haus Eyser übrigens lässt sich einfach erklären: In der damaligen Zeit liefen im Ort noch Schweine frei herum. Weil man verhindern wollte, dass diese an Haus und Kirche vorbei auf den Friedhof stapfen, hat man vor dem Haus Eisenstangen in den Boden eingelassen.