Heim voll, Wohnungen leer
452 Flüchtlinge leben derzeit in der Stadt, Tendenz steigend. Einige wagen nicht den Schritt in die Selbstständigkeit.
Das Übergangswohnheim an der Talstraße ist dauerhaft voll belegt. Von den 452 Flüchtlingen, die aktuell in Velbert leben, sind dort 328 untergebracht. 21 Menschen haben temporär in Gasthäusern und Jugendherbergen Zuflucht gefunden. 103 Asylbewerber haben eine eigene Wohnung — und es könnten mehr sein.
„Wir haben noch Wohnungen für Flüchtlinge frei“, berichtet Bernhard Zbrug, Abteilungsleiter für Besondere Hilfen bei der Stadt Velbert.
Platz für mehr Menschen in Not ist also da — nur eben der falsche. Denn: Nicht jeder Flüchtling ist reif für den Schritt in die eigenen vier Wände. „Wir müssen erst prüfen, wie gut die Betroffenen integriert sind“, sagt Zbrug. Faktoren seien da etwa die Bereitschaft an einem Sprachkurs teilzunehmen, aber auch soziale Indikatoren. „Wenn jemand bereits im Heim randaliert hat und mit anderen aneinandergeraten ist, sind wir vorsichtig“, sagt Zbrug. Die Stadt möchte schließlich den guten Kontakt zu den Vermietern nicht aufs Spiel setzen.
Dann gibt es noch den umgekehrten Fall: Manche Flüchtlinge möchten gar nicht ausziehen. „Man denkt immer, die Menschen wollen der Enge des Heims unbedingt entkommen. Dabei gibt es manche, die möchten dort verharren“, berichtet der Abteilungsleiter. So gebe es eine Gruppe von Menschen, die seit mehr als zehn Jahren in der Einrichtung an der Talstraße leben.
Unterschiedliche Begleitumstände machen das möglich. Oftmals ist eine Abschiebung schon lange angedroht, doch der Vollziehung stehen gute Gründe im Weg. Manchmal ist ein Familienmitglied krank, oft ist die Identität ungeklärt, und damit auch die Frage: Wohin abschieben?
Der Anteil der „Geduldeten“, denen kein Asyl in Deutschland gewährt wurde, ist in Velbert nicht gering. Ende 2014 gehörte nach einem Bericht der Stadt Velbert fast jeder zweite Flüchtling dazu.
Wichtig ist dies aus finanzieller Sicht. Velbert erhält nämlich nur Zuschüsse für Personen im laufenden Asylverfahren. Für die restlichen 44 Prozent der Flüchtlinge kommt die Stadt voll auf. „Die Finanzierung ist eigentlich Bundesaufgabe, wird aber immer auf die Kommunen abgewälzt“, sagt Zbrug.
2014 schätzte die Stadt die Gesamtleistungen, die für Flüchtlinge aufgebracht wurden, auf 2,4 Millionen Euro. Und 2015? „Da werden wir mit diesem Beitrag auf keinen Fall auskommen“, heißt es von dem städtischen Sprecher. Er rechnet noch in diesem Jahr mit 300 bis 400 weiteren Flüchtlingen für Velbert.