Jugendliche gehen mit Spaß an ihre Grenzen
Die Jugendförderung der Stadt Wülfrath bietet Ende Juli zum bereits dritten Mal eine pädagogische Freizeit an. Kanufahrten auf der Ruhr und Klettertouren zählen zum Programm.
Wülfrath. „Es ist total schön hier. Nach Hause müsste ich eigentlich nur wieder, wenn ich saubere Klamotten brauche“, ist eine der prägenden Teilnehmersätze, an die sich Margherita „Meggie“ Hahn erinnert, wenn sie an die erste erlebnispädagogische Sommerfreizeit denkt. Nun steht die dritte Ausgabe dieser beliebten Ferienveranstaltung für „Teenies“, wie die Elf- bis 15-Jährigen heißen, an. Drei Tage geht es für 18 Teenies auf Tour nach Haltern. Ziel ist nicht mehr wie in der Vergangenheit ein Campingplatz, erstmalig wird eine Jugendherberge vor Ort angesteuert. „Per öffentlichen Verkehrsmitteln“, wie Cheforganisatorin Meggie Hahn ausführt, auch das ist neu, früher wurde die Gruppe in privaten Autos kutschiert. „Wir sind noch nicht am Ende und haben Spaß daran, uns weiterzuentwickeln“, sagt die 36-Jährige. Das Wichtigste aber ist unverändert: nämlich die Aktivität in der Natur. „Wir werden Kanu fahren und klettern.“
Das klingt sportlich und nach Herausforderung, verrät aber noch nicht alles übers Konzept. „Es geht natürlich auch darum, Vergnügen zu haben. Vor allem aber soll das Miteinander gefördert werden und die Bereitschaft, füreinander da zu sein.“ Die Paddelei entlang der Ruhr bietet besondere Impressionen, bedeutet aber gleichzeitig ein hohes Maß an Konzentration und Durchhaltevermögen. Noch gespannter sind Meggie Hahn und Kollege Stefan Jansen auf die Kletterei. „Wir haben die Jugendherberge extra mit aus diesem Grund ausgesucht, weil sie an einer Fassade eine spezielle Kletterwand hat.“ Damit ist ein neuer Akzent auf die Fahrt gelegt worden. Sie zu erklimmen, bedeutet Grenzen zu überwinden. „Nicht jeder hat die gleiche Kraft, Aufgaben zu bewältigen. Das ist an der Kletterwand wie im richtigen Leben.“ Und manche, so wie die diplomierte Sozialpädagogin, versuchen ihr Nervenflattern namens Höhenangst in den Griff zu bekommen.
Denn wer beim Klettern hoch hinaus will, muss sich auf andere verlassen. Auch diese Art des Teambuildings ist ausdrücklich als Ergebnis der Fahrt erwünscht. Es sei ein Phänomen unserer Gesellschaft, führt Meggie Hahn aus, „Gemeinschaft hinten an zu stellen und zunehmend seine Individualisierung zu pflegen“. Bei der erlebnispädagogischen Freizeit geht es ums gemeinsame Ganze. „Dazu stellen wir ein gemeinsames Regelwerk auf.“ Das ist dann für die Dauer der Abenteuerfahrt bindend. Klar wäre es einfacher, wenn die beiden pädagogischen Betreuer dieses Reglement an den Start brächten. „Aber so haben die Kids sich selbst Gedanken gemacht, über das, was geht und zumutbar ist.“
Die vergangenen Sommerfreizeiten haben gezeigt: Das Konzept geht nicht bloß auf, alle Beteiligten waren begeistert. „Wir haben oft darüber diskutiert, die Fahrt von ,nur’ drei Tagen auf eine Woche aufzustocken.“ Allerdings geht das Sportprogramm durchaus auf die Kondition. „Die Kräfte schwinden relativ schnell“, weiß auch Meggie Hahn über die Paddelei auf der Ruhr. „Und schließlich soll es ja lustig sein.“ Getreu dem übergeordneten Motto „Geh mit Spaß an deine Grenzen“.