Velbert Jugendliche staunen über die Vielfalt der Berufswelt

Velbert · Bei der jüngsten Ausbildungsbörse der Schlüsselregion zeigte sich, dass junge Besucher viele Berufsbilder gar nicht kennen.

So wie hier bei Mülhause, dm Tönisheider Spezialisten für Stanz- und Umformtechnik, wurden bei der Ausbildungsbörse viele interessante Gespräche rund um die berufliche Zukunft junger Leute geführt.

Foto: Ulrich Bangert

. Dichtes Gedränge herrschte in der Cafeteria des Berufskollegs an der Langenberger Straße: Viele Jugendliche informierten sich, wo sie nach dem Schulabschluss im Sommer eine Berufsausbildung begonnen können. Zwölf Firmen der Schlüsselregion suchen Bewerber für 16 Berufe und einem dualen Studium. Etliche Jugendliche kamen zusammen mit ihren Eltern, aber nicht alle. So kam eine junge Langenbergerin an der Seite von Ronja Zimmermann. Die Mitarbeiterin der Jugendberatung Velbert fand das Angebot der Ausbildungsbörse „sehr bunt“ und sagte: „Wir begleiten junge Menschen im Alter von 14 bis 26 Jahre beim Übergang von der Schule in den Beruf. Wenn Jugendliche viele Berufe kennenlernen, ist das manchmal schon eine Hilfe.“ Die Sozialarbeiterin kümmert sich um eine künftige Schulabgängerin, die noch nicht weiß, was sie machen soll. „Technik ist nicht mein Ding“, gab sie offen zu.

Wie wäre es denn mit einem kaufmännischen Beruf? Der Schließsystemhersteller Schulte-Schlagbaum sucht in diesem Jahr nur Auszubildende als Industriekaufmann oder -frau. „Im gewerblichen Bereich sind wir ausgelastet, da ist erst 2021 wieder Bedarf“, kündigte Cora Kruft von der Personalabteilung an. Außerdem werden Bewerber für ein kooperatives Ingenieursstudium in den Bereichen technische Informatik mit Mechatronik, Produktentwicklung oder Informationstechnologie gesucht.

Mit der Ausbildung an dem Campus Velbert/Heiligenhaus der Hochschule Bochum ist man bei dem Tönisheider Traditionsunternehmen sehr zufrieden, sie erfolge für den eigenen Bedarf: „Wir wollen die kleinen Talente bei uns behalten.“ Daniel Hinz ist einer, der ein solches duales Studium angehen möchte. „Man hat gute Zukunftsaussichten und breit gefächerte Berufsfelder“, sagte er. Er hat vor einem Jahr Abitur gemacht, sein Freiwilliges Soziales Jahr beim DRK Essen geht dem Ende entgegen.

Duales Studium stellt eine große Belastung für die Azubis dar

Jaqueline Herbener vom Beschlaghersteller Fuhr gab den Studierwilligen mit auf den Weg, dass solch ein Studium mit gleichzeitiger Berufsausbildung ganz schön schwierig ist: „Da werden zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Da muss man viel mehr lernen und gute Noten mitbringen.“ Die Ausbildungsbeauftragte der Heiligenhauser Firma ist zuversichtlich: „Bisher haben bei uns alle die kooperative Ingenieursausbildung abgeschlossen.“ Anhand der Schulnoten rät die Personalerin von bestimmten Berufen schon mal ab: „Werkzeugmacher kann man nicht mit einer Vier in Mathe machen. Das muss man schauen, was es sonst noch gibt, zum Beispiel eine zweijährige Ausbildung zum Maschinen- und Anlageführer.“

Was den Personalabteilungen der Betriebe auffällt, ist die abnehmende Qualität der der Bewerbungen. „Von einem angehenden Industriekaufmann darf man erwarten, dass er die Rechtschreibung beherrscht und kein Selfie-Foto beilegt“, stellt Jaqueline Herbener fest und betont: „Wir erhalten aber auch schöne Bewerbungen.“ Mit dem Benehmen haben jungen Leute oft ebenfalls Schwierigkeiten: „Sie müssen lernen, ,Guten Morgen’ zu sagen und nicht jeden direkt zu duzen.“

Über mangelndes Sozialverhalten beschwerte sich auch Volker Bajorat, Ausbildungskoordinator bei den Stadtwerken Velbert. „Wenn man sagt ,Du bist um 8 Uhr da’, dann ist man auch um 8 Uhr da.“ Hana Zikova, die beim Tönisheider Spezialist für Stanz- und Umformtechnik Mülhause für die Ausbildung zuständig ist, hat bei vielen Gesprächen festgestellt, dass viele Jugendliche nicht wissen, welche Berufe es gibt. Sie geht davon aus, dass sich per E-Mail in den nächsten Tagen noch Bewerber für eine Ausbildung ab August melden werden.