Kampf gegen Kinderarmut nimmt Formen an
Bei einer Fachtagung soll ein Leitfaden erarbeitet werden. Mitstreiter dringend gesucht.
Wülfrath. Kinderarmut ist nach wie vor ein brennendes Thema in Wülfrath. 545 Kinder gelten nach Angaben der Stadtverwaltung als zumindest armutsgefährdet. „Wir bitten Vereine, Verbände, Schulen, Kindergärten, Kirchengemeinden, Parteien, Ämter und Behörden, jeweils eine Person zu uns zu schicken, um uns zu unterstützen.“ Dieser Appell stammt von der Gleichstellungsbeauftragten, Gundula Kohn, die in der Steuerungsgruppe „Kinderarmut in Wülfrath, das geht uns alle an!“ zusammen mit einigen Mitstreitern die Kinderarmut in Wülfrath bekämpfen möchte. Ziel ist es, Teilhabe zu ermöglichen und Ausgrenzung zu verhindern.
Mit dabei sind die stellvertretenden Bürgermeister, Andreas Seidler, und Wolfgang Preuß sowie Wolfgang Peetz, Vorsitzender des Roten Kreuzes und Kontaktmann für die Wohlfahrtsverbände. Im März hatte sich die Gruppe zur Bestandsaufnahme gefunden, nun sollen Taten folgen.
Dazu wird es eine Fachtagung geben, die am Freitag, 6. Oktober, von 16 bis 20 Uhr, und am Samstag, 7. Oktober, zwischen 8.30 und 16.30 Uhr, jeweils im Rathaus stattfindet. Die Teilnehmer sollen dabei eine erste Orientierung bekommen und es sollen zusammen Chancen und Anforderungen zum armutssensiblen Handeln entwickelt werden. „Wie merkt man, dass ein Kind aus einer armen Familie stammt?“ ist eine entscheidende Frage, die beantwortet werden soll, sagte Gudula Kohn. Auch die Ansprache müsse bedacht sein. „Man möchte die Menschen nicht verletzen“, sagte die Gleichstellungsbeauftragte. Bei der Fachtagung soll ein Leitfaden erarbeitet werden, der beschreibt, „wie wir das in Wülfrath machen“, so Gudula Kohn weiter. Auch praktischer Rat — etwa Hilfe bei Anträgen auf Unterstützung — gehört dazu.
„Je näher man dran ist, desto leichter erkennt man es“, sagte Wolfganz Peetz — nicht zuletzt mit der Erfahrung aus zwölf Jahren mit dem Hilfsprojekt „Kinder in Not“. Wolfgang Peetz wünscht sich etwa Standards in Schulen. „Muss eine Klassenfahrt 1000 Euro kosten?“, fragte er rhetorisch. An diesem Punkt werde schnell deutlich, dass sich viele Familien dies nicht leisten können.
Bisher haben die Organisatoren erst elf Anmeldungen für die Fachtagung erhalten. „Mindestens 20 müssen es sein“, sagte Gudula Kohn, die die Sommerferien als möglichen Grund sieht. Am liebsten wären ihr aber 50. Insgesamt gibt es etwa 90 Institutionen, die für eine Mithilfe infrage kommen. Der Anmeldeschluss ist am Donnerstag, 21. September (Kontakt: Jugendamt).