Kegeln — mehr als nur Kugeln schieben

Wülfrath. Auf der Bahn eine ruhige Kugel zu schieben, das liegt Joschua nicht. Der 15-Jährige kegelt mit Leidenschaft und ist ehrgeizig. „Bei Turnieren werfe ich im Moment so 350 Punkte, doch ich möchte unbedingt mal 700 Punkte schaffen und einen Pokal gewinnen.“ Den Sport hat er vor fünf Jahren beim Schnupperkegeln für sich entdeckt.

Foto: Dietrich Janicki

„Mein Onkel hat mich damals mitgenommen, ich hatte sofort Spaß daran und bin dabei geblieben“, berichtet Joschua. Diesmal hat er zum Pokalturnier für Hobbyteams beim KV Wülfrath seine Eltern auf die Bahn der Awo mitgebracht.

Gabi Burggräf befürchtet allerdings, keine Verstärkung für die Mannschaft zu sein. „Mein Ziel ist es, möglichst wenig Pudel zu werfen“, sagt die Wülfratherin. Sie fürchtet sich vor allem vor den Nachwirkungen. „Morgen habe ich einen ordentlichen Muskelkater. Es ist kaum zu glauben, aber Kegeln ist richtig anstrengend.“ Ehrgeiz und Begeisterung sind auch bei Detlef Burggräf gebremst. „In erster Linie bin ich hier, um den Familienfrieden zu sichern. Ich bin nicht besonders sportlich.“ Umso mehr bewundert er das Durchhaltevermögen seines Sohnes. „Es gefällt mir, dass er so konsequent dabei bleibt. Heute ist es nicht so einfach, die Jugendlichen für etwas zu begeistern, das nichts mit Konsolen oder dem Handy zu tun hat. Doch er hat im Verein Freunde gefunden und das motiviert ihn zusätzlich.“

Der Verein legt viel Wert darauf, die jungen Sportler zu fördern. „Sie haben bei uns zweimal in der Woche Training und nehmen an überregionalen Turnieren teil“, sagt Vereinssprecher Thorsten Jentsch.

Über das Schnupperkegeln hat der Club in den vergangenen Jahren einige neue Mitglieder gewonnen. „Bei den Jugendlichen waren es zehn bis 15, bei den Erwachsenen so zwei bis drei Zugänge. Das Interesse hat deutlich zugenommen — vor allem, seit unsere erste Mannschaft in der Regionalliga spielt.“ Kegeln habe immer noch häufig das Image von Kneipe und Bier. Diesem Bild wolle der Verein entschieden entgegentreten.

Mit der Handhabung der Kugel und dem Anlauf hat Hartmut Liedhoff noch Schwierigkeiten. „Die Technik muss schon stimmen“, sagt er. Er wollte seine Fähigkeiten einfach mal testen. „Im Prinzip könnte ich mir schon vorstellen, das öfter zu machen. Kegeln ist gelenkschonender als Laufen und lässt sich zu jeder Jahreszeit betreiben.“ Christiane Bätzgen fehlt die Zeit zum regelmäßigen Training. Ihr Sohn hat sie zum Turnier in ihr Team geholt. „Er spielt trotz seiner halbseitigen Lähmung leidenschaftlich und im vergangenen Jahr haben wir gemeinsam den zweiten Platz belegt.“ Der elfjährige Sven möchte besonders viele Kegel umwerfen. „Doch mit der Kugel die Bahn zu treffen, ist gar nicht so einfach.“