Wenn Langeweile zum Problem wird
Wülfrath. Christel Gruner-Olesen weiß, was Langeweile mit Flüchtlingen machen kann. Das Vorstandsmitglied der Flüchtlingsinitiative Inga kennt Asylbewerber, die morgens gar nicht mehr aus dem Bett aufstehen.
Für manche bringt der Tag nichts außer Essen und Schlafen. Gruner-Olesen sagt: „Das ewige Grübeln ist das schlimmste.“ Viele Asylbewerber sind traumatisiert, denken immerzu an ihre Flucht und gegebenenfalls an die Familienmitglieder, die sie zurücklassen mussten.
Die Inga-Aktivistin, die in engem Kontakt mit den rund 140 Flüchtlingen in Wülfrath steht, erzählt: „Es kommen auch immer mehr Akademiker.“ Für die sei es besonders schlimm, nichts zu tun zu haben. Da gebe es den Flüchtling Omar, der einmal Küchenchef im Hyatt-Hotel in Dubai war. „Ich halte es nicht mehr aus in meinem Zimmer“, soll er Gruner-Olesen gesagt haben. Für Asylsuchende und Geduldete ist Arbeiten in den ersten drei Monaten ihres Aufenthalts verboten . Da ist es egal, woher jemand kommt oder was er kann.
Was tun mit der Freizeit? Das Wülfrather Künstlerehepaar Elke Voß-Klingler und Claus Klingler sind in die Heime vor Ort gegangen und haben die Menschen zum Malen eingeladen. Das Ergebnis ist noch bis zum 19. August in Form einer Ausstellung im Zeittunnel zu sehen. Zwölf Flüchtlinge malten Landschaften und Porträts, aber auch düstere Szenen von der eigenen Flucht.
Weil die Initiatoren feststellten, wie gut ein kreatives Ventil den Menschen tat, planen sie schon die nächste Aktion. Ab Mittwoch, 23. September, treffen sie sich einmal die Woche zwischen 15 und 17 Uhr im Niederbergischen Museum mit Asylbewerbern, um alte Stühle bunt zu bemalen. Die sollen später dann an öffentlichen Plätzen zum Hingucker werden: etwa in Geschäften oder im Ratssaal. Claus Klingler erklärt den Hintergrund: „Wir wollen darauf hinweisen, dass jeder Mensch seinen Platz hat.“
Dass wieder einige Flüchtlinge mitmachen, da haben die Künstler keinen Zweifel. Besonders interessiert ist Jonas (25), der jetzt auch seinem musikalischen Talent Ausdruck verleihen will. Er singt und spielt Keyboard. Claus Klingler sagt: „Wir suchen jemanden, der ein Musikstudio hat und dies zur Verfügung stellen könnte.“
Bislang singt Jonas nur in sein Handy. So eines hat fast jeder Flüchtling. Es ist vielleicht ihr wichtigstes Instrument in der Freizeit, denn für viele ist es die einzige Verbindung in die Heimat. Nicht wenige schicken täglich Fotos von ihren Erlebnissen in Deutschland. Elke Voß-Klingler weiß: „Das ist für die Flüchtlinge der Nabel der Welt.“