„Keine Neukonzeption, nur ersetzte Tafeln“
Zeittunnel: WG-Chef Wolfgang Peetz spricht mit der WZ über „vier Wahrheiten, die in der öffentlichen Diskussion zu kurz kommen.“
Wülfrath. „Ich war bei der Eröffnung des Zeittunnels dabei, das hatte etwas von Spießrutenlaufen.“ Wolfgang Peetz, Fraktionsvorsitzender der Wülfrather Gruppe (WG), kann getrost als der größte Kritiker der Dauerausstellung bezeichnet werden. Sprüche wie „Du traust Dich her“, habe er sich angehört. Im Gespräch mit der WZ erläutert Wolfgang Peetz „vier Wahrheiten, die in der öffentlichen Diskussion zu kurz kommen“.
Wolfgang Peetz, Fraktionsvorsitzender der Wülfrather Gruppe
„Es gibt keine Neukonzeption, sondern nur ersetzte Tafeln“, sagt der WG-Fraktionsvorsitzende, der sich die neue Ausstellung „aufmerksam angesehen hat“. „Ich weiß nicht, ob die Stadt eine viertel Million Euro ausgegeben hätte, wenn sie gewusst hätte, dass nur die Tafeln erneuert werden“, so Wolfgang Peetz weiter.
Er hält auch die Besucherzahl, seit der Eröffnung des Zeittunnels im Jahr 2003 waren es nach Angeben der Stadtverwaltung 183 000, für mehr als geschönt. „Dabei ist jeder Kinobesucher, jeder Gast des Apfelfestes oder der Radwegseröffnung mitgezählt“, sagt Wolfgang Peetz. Sogar die Besucher der von der Wülfrather Gruppe organisierten „Irischen Nacht“ seien in die Statistik eingegangen. „Das ist doch einfach nicht ehrlich, meint Wolfgang Peetz.
Zudem sei das Unternehmen Lhoist Germany als großer Sponsor verkauft worden. „Die haben sich für 80 000 Euro eine Abteilung geschaffen und die Betriebskosten zahlt die Stadt“, schimpft der WG-Fraktionsvorsitzende. Wohlwollend könne man sagen, dass Kalk an diesen Standort wunderbar hinpasse, aber es gebe ja noch das Niederbergische Museum mit seiner Ausstellung zur Geschichte des Kalkabbaus. „Ein zentrales Kalkmuseum wäre das Einzige, was Sinn machen würde“, ist sich Wolfgang Peetz sicher. Zudem vermittle die aktuelle Ausstellung den Eindruck, dass 400 Millionen Jahre Erdgeschichte nur stattgefunden hätten, „damit am Ende Kalk dabei rauskommt“.
Auch die Finanzierung stößt ihm sauer auf: „Seit seiner Entstehung hat der Zeittunnel zwei Millionen Euro gekostet“, rechnet er vor. Die Unterstützung des Kreises Mettmann bezeichnet er angesichts dieser Summe als lächerlich. Der Kreis habe zweimal 60 000 Euro beigetragen. Bezug nehmend auf Landrat Thomas Hendele, der die überregionale Bedeutung des Zeittunnels hervorgehoben hatte, antwortet Wolfgang Peetz: „Wenn dieser Zeittunnel eine solche überregionale touristische Bedeutung hat, dann sollen die Betriebskosten überregional übernommen werden, ob vom Kreis Mettmann oder dem Land Nordrhein-Westfalen ist mir egal.“ Die Kosten pro Öffnungstag beliefen sich auf 1000 Euro. Seine Rechnung: Für Betriebskosten stehen 180 000 Euro im Haushalt, der Tunnel ist ein halbes Jahr lang geöffnet. „Dieses Geld, das wir nicht haben, holen wir jedes Jahr von der Bank“, sagt Peetz.