Wülfrath „Keine Variante ist frei von Problemen“
Wülfrath · Der Baustellenverkehr des künftigen Haselnusswegs war Thema der vergangenen Ausschusssitzung für Wirtschaftsförderung und Stadtentwicklung.
. 62 Wohneinheiten sollen auf dem künftigen Haselnussweg errichtet werden. Ärger um die Bebauung gibt es zwar nicht, die für den Bau notwendige Baustellenstraße bereitet jedoch Anwohnern und Verwaltung gleichermaßen Kopfschmerzen. Vier Bürgergespräche fanden in der Vergangenheit statt, um passende Lösungen für den Baustellenverkehr zu schaffen. Letztlich musste jedoch fachmännische Hilfe hinzugezogen werden. Das Verkehrsplanungsbüro Bueffee aus Wuppertal wurde mit der Aufgabe betraut, sieben mögliche An- und Rückfahrtvarianten zu prüfen.
In der vergangenen Ausschusssitzung für Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung bekamen die Ausschussmitglieder, aber auch die anwesenden Bürger erstmalig das Ergebnis zu hören. Verkehrsplaner Jens Leven veranschaulichte anhand einer Präsentation den Prüfvorgang der sieben Varianten und gab bereits eingangs zu bedenken, dass eine „perfekte Lösung“ nicht unter den Möglichkeiten zu finden ist. Verschiedene Aspekte wurden bei der Überprüfung beleuchtet, darunter auch die Streckenabschnitte mit besonderer Sensibilität. „Laufwege zu den Kitas, aber auch zu Grundschulen und zum Gymnasium wurden von uns besonders gewichtet“, so Leven erklärend.
Auf sieben Globalkriterien, darunter Befahrbarkeit der Straßen, Verkehrssicherheit, Umweltwirkung oder auch Aufenthaltsqualität, wurde ein Punktesystem aufgebaut. Auch wurde berücksichtigt, wie viele Anwohner bei welcher Streckenführung tangiert werden. „Bei der Variante 3, bei der die Zufahrt über die Düsseler Straße, die Kastanienallee und den Schlehenweg führt und rückläufig der Ulmenweg, der Kiefernweg und die Düsseler Straße genutzt werden, fahren die Fahrzeuge auf dem Hinweg an 239 Anwohnern vorbei. Auf dem Rückweg sind es 927“, zeigte Jens Leven die Variante auf, die an den meisten Wohneinheiten vorbeiführen würde.
Grundlage sind Sattelzüge mit einer Länge von 16,5 Metern
Dass keine Baustellenführung ohne Kompensationsmaßnahmen auskommt, führte der Fachplaner mit Hilfe von Beispielen bei Kurvensituationen auf. „Wir haben Sattelzüge mit 16,5 Meter Länge als Grundlage für die Berechnung genommen und elf Knotenpunkte festgemacht, an denen Maßnahmen für Verbesserungen von Konflikten notwendig sind“, so Leven, der abschließend auf ein eindeutiges Ergebnis kam. Die vierte Variante, bei der die Zufahrt über die Düsseler Straße, die Kastanienallee und den Schlehenweg führt und der Rückweg über den Ulmenweg, In den Eschen und die Lindenstraße zurückläuft ist laut Jens Leven die beste Verkehrsführung. „Frei von Problemen ist jedoch keine Variante. Und auch bei diesem Ergebnis müssen Maßnahmen umgesetzt werden, um Konfliktsituationen mit Fußgängern und Gegenverkehr zu vermeiden“, so seine Ausführung.
Nachfragen gab es im Anschluss aus der Bürgerschaft. So wollte ein Anwohner des Schlehenwegs wissen, ob auch die Bauunternehmen mit in die Prüfung mit einbezogen wurden. Planungsamtsleiter Stefan Holl sah darin jedoch keine Notwendigkeit. „Diese Frage ist unerheblich, weil die Erschließung nur ein Teil der Maßnahme ist. Und für diese ist die GWG zuständig.“ Eine Aussage, die auch GWG-Geschäftsführer Simon Strecker bestätigen konnte. „Die Frage ist nicht zielführend. Die finale Variante gilt auch für die Bauunternehmen.“ Weiter wollten die Anwohner wissen, warum man nicht eine temporäre Baustellenstraße über die angrenzenden Felder geprüft habe. Eine Variante, die kurzzeitig auch bei der Verwaltung diskutiert wurde. „Die Strecke wäre 450 Meter lang. Wir haben diese Variante mit dem Kreis besprochen und keine Genehmigung dafür erhalten“, so Holl weiter. „Außerdem befindet sich in der Senke ein Quellgebiet.“
Von den Anwohnern des Ulmenwegs gab es ebenfalls Rückfragen. So wurde hinterfragt, ob auch der Spielplatz im Siepen als sensibler Bereich berücksichtigt wurde. Eine Frage, die Jens Leven vom Planungsbüro bestätigen konnte. Ob Beschädigungen an Häusern nachträglich von der Verwaltung behoben werden, war eine weitere Sorge der Anwesenden. „Es handelt sich um Straßen, die für solche Maßnahmen ausgelegt sind“, argumentierte Holl und ergänzte, dass die Anwohner auf eigene Kosten gerne ein Beweissicherheitsverfahren einleiten können um eventuelle Schäden nach der Maßnahme zu dokumentieren. „Das kann die Stadt nicht für alle an der Strecke befindlichen Häuser leisten“, gab er weiter zu bedenken.
Axel Effert (CDU) bedankte sich für das überzeugende Gutachten. „Ich würde mir wünschen, dass die Präsentation, sowie die Fragen und Antworten zu diesem Thema zentral auf der Homepage der Stadt platziert werden. So können wir sie alle ohne Sucherei schnell finden“, so der Politiker, der Kopfnicken von der Verwaltungsbank erhielt. Eine Beschlussfassung wird für die kommende Ratssitzung erwartet.
Im Anschluss an den Tagesordnungspunkt hätte eigentlich ein Grundsatzbeschluss für die Kostenübernahme des Schlehenwegs bei eventuellen Zerstörungen durch den Baustellenverkehr gefasst werden sollen. Reiner Heinz (Wülfrather Gruppe) sprach sich jedoch für die Vertagung dieses Punktes aus. „Als die Vorlage geschrieben wurde, lagen die aktuellen Erkenntnisse noch nicht vor. Jetzt haben wir nach der Prüfung eine andere Situation und können nicht eine Straße bevorzugen, wenn auch andere Straßenzüge von der kommenden Baustellenstraße tangiert werden.“ Eine Aussage, die bei der Verwaltung und auch bei den anderen Fraktionen auf Zustimmung stieß. „Wir werden die Vorlage in neuer Form bewerten“, versicherte Peter Clevenhaus, Amtsleiter für Gebäude- und Liegenschaftsmanagement.