Kirchbauten sind Orte der persönlichen Erinnerung

Teilnehmer der ökumenische Wallfahrt besuchen drei Kirchen.

Foto: Ulrich Bangert

Neviges. Bei der ökumenischen Kirchenwallfahrt, die an der evangelischen Kirche auf Tönisheide begann, standen die Kirchbauten als Orte der persönlichen Erinnerungen im Mittelpunkt. Nach einen Besuch der Kirche St. Antonius kamen die Pilger in der evangelischen Stadtkirche an, wo sie bei passender Orgelmusik entspannen konnten.

Angespannt war die Lage dort Mitte April 1945. Pfarrer Detlef Gruber erzählte aus den Erinnerungen von Marlies Köller, die damals wie heute am Kirchplatz lebt. „Amerikanische Truppen rückten von Tönisheide heran und beschossen den Kirchplatz. Häuser wurden schwer beschädigt, es gab Tote. Die Menschen hatten nicht nur Angst vor dem Beschuss, sondern auch vor dem Feind, von dem die Nazi-Propaganda Schreckliches berichtet hatte. Die Bewohner des Kirchplatzes standen gespannt hinter ihren zersplitterten Scheiben und sahen zu ihrem Erstaunen, dass die fremden Soldaten in die Kirche einzogen und Gottesdienst feierten“, zitierte Gruber die damals 16-jährige Zeitzeugin.

„Wir konnten durch die zerschossen Kirchenfenster mithören, haben natürlich nicht alles verstanden, aber es waren bekannte Lieder, so dass immer mehr Bewohner des Kirchplatzes mitsangen. Zum Schluss wurde gemeinsam mit den Kriegsgegnern von gerade eben noch ‘Großer Gott wir loben dich´ gesungen“, so die Erinnerung der Nevigeserin.

Endstation der Kirchenwallfahrt war die Wallfahrtskirche, wo Theo Tilling über seine persönlichen Erfahrungen berichtete. Bei seiner Erstkommunion 1964 erfuhr er, wie eng es in der heutigen Pfarrkirche zuging. Er erlebte die Veränderungen im Vorfeld des Dombaues: „Das Missionsmuseum, die Kaffeewasserstraße und der Klostergarten verschwanden, im Oktober 1965 rückten die ersten Bagger an.“ Fasziniert wurden die Fortschritte auf der Baustelle von den Kindern verfolgt, als Messdiener wurden Tilling sogar Einblicke gewährt, die sonst nicht gab.