Klinikum privatisiert Apotheke
Die Versorgung mit Medikamenten wird extern ausgeschrieben. Für die Patienten soll sich dadurch nichts ändern.
Velbert. Wenn die Krankenschwestern am 1. Juni 2012 Medikamente auf ihre Stationen im Klinikum Niederberg geliefert bekommen, werden die Patienten von einer Neuerung nichts merken. Doch ab diesem Tag soll das Klinikum keine Pillen und Salben mehr aus der Kooperations-Apotheke der Landesfrauenklinik in Wuppertal beziehen, sondern von einem noch unbestimmten Lieferanten. Eine europaweite Ausschreibung für den Auftrag mit einem Finanzvolumen „im einstelligen Millionenbereich“ läuft bereits. Ende Januar soll die Entscheidung fallen.
Bis 2005 hatte das Klinikum noch eine Apotheke im Haus. Dann wurde aus finanziellen Gründen eine Kooperation mit dem Wuppertaler Krankenhausverbund St. Antonius geschlossen. Seither werden dreimal wöchentlich Bestellungen mit Lastwagen nach Velbert gebracht, die die Heilmittel palettenweise anliefern — bei jeder Fahrt sind es rund 20 Kisten Arzneimittel und 50 bis 100 Kartons mit Infusionsbeuteln. Ungefähr zweimal in der Woche gibt es Notfall- oder Sonderfahrten.
Nun hat das Wuppertaler Klinikum mit dem katholischen Cellitinnen-Klinikverbund allerdings einen neuen Träger. Der neue Eigentümer wird seine Heilmittel demnächst aus der eigenen Großapotheke in Köln nach Wuppertal liefern.
Für das Klinikum Niederberg kam das aus zwei Gründen nicht infrage: „Die Apotheke, die uns beliefert, sollte in der Nähe sein, die maximale Transportzeit eine Stunde betragen. Außerdem müssen wir den Auftrag neu ausschreiben, weil wir in kommunaler Trägerschaft sind“, sagt Christian Engler von der Geschäftsführung. Der Mietvertrag für die Apotheke in Wuppertal läuft deshalb zum 30. Juni 2012 einvernehmlich aus.
Das Klinikum wird in Sachen Medikation also in Zukunft eigene Wege gehen. Eine Apotheke im Haus zu betreiben, ist laut Engler wirtschaftlich und logistisch nicht möglich. Daher läuft seit 14. November die Ausschreibung eines zunächst auf drei Jahre befristeten Auftrags für externe Apothekenversorger. „Sicher, leistungsstark und erfahren“ soll der neue Partner laut Engler sein.
Neben der regionalen Nähe ist eine Voraussetzung, dass der neue Versorger auch die sechs Angestellten des Klinikums, die in Wuppertal die Apotheke betreiben, übernimmt. „So können wir betriebsbedingte Kündigungen vermeiden“, sagt Engler. Der bisherige Leistungsumfang bleibe bestehen.
Bereits fünf Interessenten haben laut Projektmanager Joachim Wagener weitere Unterlagen angefordert. Am 9. Januar soll die Prüfung der eingegangenen Angebote beginnen. Im gleichen Monat will die Geschäftsführung entscheiden. Die folgenden Monate sollen genutzt werden, um die Abstimmung zwischen neuem Versorger und Krankenhaus zu optimieren — damit beim Neustart am 1. Juni tatsächlich alles reibungslos abläuft.