Demografie: Rezepte gegen Abwanderung
Verwaltungsexperten diskutieren über demographischen Wandel.
Wülfrath. Silke Volz-Schwach ist ganz euphorisch. „Das war erhellend und motivierend.“ Die Leiterin des Bürgermeister-Büros berichtet über einen Demographie-Workshop. Die Führungsriege, Leiter von Ämtern und Einrichtungen, haben sich mit dem Schrumpfungsprozess befasst — und wie dem Trend Einhalt geboten werden kann. „Wir haben Möglichkeiten, Einfluss auf die Entwicklung zu nehmen“, sagt sie. Die Kollegen hätten dafür auch „für alle überraschend“ konkrete Maßnahmen formuliert. Über allem stehe aber die Erkenntnis, „dass das Thema Demographie jeden Fachbereich berührt“.
18 500 Einwohner — auf dieses Niveau könnte laut Bertelsmann-Stiftung die Einwohnerzahl Wülfraths bis zum Jahr 2030 stürzen. 20 000 Einwohner ist die Größenordnung, die die Politik als Zielgröße bis zum Jahr 2025 formuliert hat. Vor diesem Hintergrund befasste sich die Verwaltung an zwei Tagen in dieser Woche mit dem Wandel in der Gesellschaft. Ausgehend von den fünf Handlungsfeldern, die die Politik nach ihrem Workshop vor rund einem Jahr vorgegeben hat, haben die Rathaus-Experten ihre Ideen entwickelt.
„Wichtig war den Kollegen“, betont Jugendhilfeplaner Udo Neumann im WZ-Gespräch, „dass die Maßnahmen messbar werden, dass man abfragen kann, inwiefern Veränderungen festzustellen sind.“ Einmal im Jahr komme die Gruppe daher wieder zusammen, um die Ergebnisse abzugleichen mit den Vorgaben. „Ziele können sich dann auch wieder ändern. Das ist eben ein Prozess“, so Neumann.
Eine Folge des demographischen Wandels: Junge Menschen kehren der Stadt nach dem Schulabschluss vermehrt den Rücken. „Wir müssen früh eine Verbundenheit der Menschen zu Wülfrath schaffen,“ weiß Neumann. „Die Abwanderung der Menschen im Alter von 18 bis 25 Jahren soll gemindert werden“, heißt daher ein Ziel.
Dafür sei eine intensive Frühförderung schon ein Einstieg. „Und da ist Wülfrath gut aufgestellt“, befindet Neumann und verweist auf den Begrüßungsrucksack für Neugeborene. Verlässliche Kinderbetreuungsmöglichkeiten, eine gute Schullandschaft — das sind weitere Teile eines Puzzles. Ausbildungsmöglichkeiten sowie ein funktionierender ÖPNV für eine verbesserte Mobilität zählen ebenso dazu. „Aber auch bezahlbarer Wohnraum ist dann ein Thema: Gibt es den für junge Menschen in unserer Stadt?“ Eine entsprechende Erhebung liegt nicht vor — ein konkreter Auftrag also. Volz-Schwach: „Der kann messbar abgearbeitet werden.“