Knochenjob am Straßenrand
Peter Lau und Josef Dziambor sorgen dafür, dass Velberts Bürgersteige sauber bleiben. WZ-Reporterin Patrizia Labus hat einmal mit angepackt.
Velbert. Auch wenn Neonorange und Knallgelb nicht unbedingt meine Farben sind — an Warnweste und Handschuhen führt kein Weg vorbei. „Das ist einfach sicherer“, sagt Peter Lau im komplett orangefarbenen Aufzug und reicht mir die Sicherheitskleidung. Bestens ausgerüstet geht es mit der Kehrkolonne los zum Klinikum Niederberg.
Dort steuert Lau die erste Bushaltestelle an, und dann bekomme ich das eigentliche Arbeitswerkzeug in die Hand: den Besen. Kaugummipapier, Chipstüten, Zigarettenschachteln — alles wird aufgekehrt. Ekel vor dem Unrat empfinden Peter Lau und Josef Dziambor nicht mehr, für sie ist es Alltag. Und an diesem lassen mich die zwei Mitarbeiter der Straßenreinigung teilhaben.
Eine normale Tagestour der zwei Männer umfasst 28 Straßen mit diversen Haltepunkten. Das bedeutet: Raus aus dem Wagen, Besen und Schaufel zur Hand, Mülleimer leeren und immer wieder bücken, um Müll aufzuheben, der sich partout nicht wegfegen lässt. Knochenarbeit eben. Wie ich am eigenen Leib erfahre. Arbeit, die nicht immer wertgeschätzt wird. „Die Leute sehen immer nur das, was wir nicht weggemacht haben“, sagt Lau resigniert, während er Müll auf die Ladefläche schüttet.
Der 44-Jährige arbeitet seit 22 Jahren bei den Technischen Betrieben, erst bei der Müllabfuhr, später eben bei der Straßenreinigung. Er hat schon viel erlebt, Positives und Negatives. „Schlimm ist es, wenn Jugendliche vor unserer Nase Müll auf den Boden werfen, um uns zu provozieren“, spricht Lau aus Erfahrung. „Und wir dürfen dann nichts sagen, müssen das eben so hinnehmen“, ergänzt Josef Dziambor. Der 42-Jährige war jahrelang bei der Müllabfuhr, darf aber seit einem Unfall sein Knie nicht mehr stark belasten und hält nun Velberts Straßen mit dem Besen sauber.
Auf der Fahrt zur nächsten Bushaltestelle erzählen die beiden aber auch von den schönen Seiten ihres Jobs. „Man ist viel draußen, kommt mit Menschen ins Gespräch“, sagt Dziambor. Dass es darunter auch welche gibt, die dankbar sind, dass es die Männer in Orange gibt, davon zeugen kleine Aufmerksamkeiten auf der Ablage vorne im Wagen. „Hier die Quietsche-Enten habe ich von einer Mitarbeiterin des Schwimmbads bekommen, wo ich häufig im Einsatz bin“, sagt Lau schmunzelnd.
An der Robert-Koch-Straße kommt der Laubbläser zum Einsatz. Ich bekomme das Gerät auf den Rücken geschnallt und fürchte einen Moment lang, abzuheben, als das Gebläse lautstark anspringt. Stattdessen kehre ich schnell auf den Boden der Tatsachen zurück und stelle nach einigen Minuten mit dem Gerät in der Hand fest, dass es nicht mehr ganz so spaßig ist, Laub durch die Luft wirbeln zu lassen, wenn der Arm schmerzt. Eine Passantin, die mich missmutig anstarrt, weil ich sie vor lauter Gebläse und Gehörschutz über den Ohren nicht sofort bemerkt habe, macht es auch nicht angenehmer.
Peter Lau und Josef Dziambor hingegen lassen sich ihre gute Laune nicht nehmen. „Man gewöhnt sich an alles“, heißt es von den beiden, die scherzend wieder ins Auto steigen. Auf der Rückfahrt zum Betriebshof attestieren die zwei Straßenkehrer mir eine gute Leistung und versprechen gleich ein gutes Wort beim Chef für mich einzulegen. „Eine weibliche Kollegin, die fehlt uns nämlich noch.“