Konfirmanden unterstützen die Tafel mit ihrem Einsatz

Jugendliche der evangelischen Gemeinde Tönisheide vermehren mit pfiffigen Einfällen ihr Startkapital, um möglichst viel Geld spenden zu können.

Foto: Simone Bahrmann

„Ich habe Teelichthalter ausgesägt und bemalt. Die habe ich dann alle nach dem Gottesdienst verkaufen können“, sagt Kira Plachetta. 55 Euro habe sie so eingenommen. Gleich neben ihr im evangelischen Gemeindehaus an der Kuhlendahler Straße sitzen Finja Ketz und Veronika Herdt. Sie haben es sogar auf 183,70 Euro gebracht. „Wir haben Kuchen gebacken und ihn mit selbst gemachter Marmelade bei der Frauenhilfe verkauft“, erklärt Veronika den Erfolg.

Die Mädchen gehören zu den insgesamt 27 Konfirmanden von Pfarrer Wolfhard Günther, die den Erich-Kästner-Spruch „Es nichts Gutes, außer man tut es“, wörtlich genommen haben. Die 13- bis 14-jährigen Tönisheider haben nicht nur einen Tag lang bei der Velberter Tafel für Niederberg beim Ausgeben von Lebensmitteln geholfen, sie unterstützen die Einrichtung auch noch dadurch, dass sie sich verpflichtet haben, ihr von der Diakonie überlassenes Starkapital von je zehn Euro durch eigene Ideen in einer Spendenaktion zu vervielfachen.

Blumentöpfe mit Kräutern oder Blumenzwiebeln bepflanzen, österlich dekorieren, und diese im Familien- und Bekanntenkreis gegen eine Spende abgeben — auch dieser Einfall von Merle Götz und Trixi Lützenkirchen trägt Früchte. Und auch Elisa Biendle ist sicher, dass ihre selbst gemachten Pralinen, die sie im Reitstall Löckenhoff anbieten wird, weggehen wie die sprichwörtlich warmen Semmeln. „Kochen und Backen ist nämlich mein Hobby“, sagt sie.

Es geht aber auch ohne, dass die zehn Euro Startkapital in Bastelmaterial oder in die Zutaten fürs Backen von Keksen und Muffins investiert werden. Beispielsweise wenn die Jugendlichen Altpapier für andere entsorgen, Hunde in der Nachbarschaft ausführen, mit der Spendendose sammeln gehen, Nachhilfe geben, in einer Eisdiele beim Bedienen oder im Haushalt helfen. Das alles kostet sie „nur“ Freizeit. Doch genau die ist bei den Achtklässlern meist sehr knapp. Immer öfter endet der Unterricht erst am Nachmittag und jetzt stehen auch noch Klassenarbeiten an.

„Eltern haben mir schon gesagt, dass die Aktion ja gut und schön sei, aber bei aller Begeisterung der Jugendlichen, die Schule und auch noch der Sportverein Vorrang hätten. Dabei setzen wir auf die kleinen Schritte. Jeder Einsatz lohnt“, sagt Peter Böhme. Der ehemalige Vertriebskaufmann (65) ist Standortleiter der Tafel in Wülfrath. Dort hat er das Projekt mit dem Motto „Tu’ Gutes — mach’ mehr draus!“ 2010 mit Firmlingen gestartet. In Tönisheide beteiligen sich jetzt zum vierten Mal die Konfirmanden.

Die sind sich in Bezug auf das Spendenziel einig: Die Vorgabe, aus 270 Euro 850 Euro zu machen, soll deutlich übertroffen werden. „Wir sind zur Tafel gekommen und wussten von nichts. Es war interessant zu sehen, dass dort eben nicht nur Ältere und Flüchtlinge hinkommen, sondern man auch Menschen wie du und ich trifft“, betont Merle Götz wie wichtig es ist, etwas Gutes für Menschen zu tun, die auf Hilfe angewiesen sind. Diese Erfahrung sei mehr wert als Geld.

Das Spendenvermehren geht noch bis zum Vorstellungsgottesdienst am 22. März um 10 Uhr in der evangelischen Kirche Tönisheide weiter. Erst dann wird das Ergebnis bekannt gegeben.