Kulturschaffende verpassen Chance
Statt auf die Anfrage der Stadt zu antworten, schwieg sich die Mehrheit der Vereine und Organisationen aus. Der geplante Kulturentwicklungsplan dürfte daher bereits eine Totgeburt sein.
Wülfrath. Eigentlich war es doch gar nicht so viel, und schwer war’s auch nicht, liebe Kulturschaffenden in Wülfrath. Da hatte die Stadt euch alle „kulturtreibenden Vereine und Organisationen“ angeschrieben und mal nach ein paar einfache Fakten gefragt. Zudem konntet Ihr sagen, was euch an der Kulturlandschaft in der Kalkstadt gefällt. Meckern war auch erlaubt. Das Ergebnis, dass Andrea Gellert vom Kulturamt jetzt vorstellte, ist ernüchternd: Von 89 Anfragen antworteten lediglich 34. Die anderen? Keine Antwort. Es waren nicht nur die kleinen Vereine, die stumm blieben. Auch große Wülfrather Vereine schafften es nicht, eine Antwort an die Adresse Am Rathaus 1 zu schicken.
In den 34 Antwortbriefen wurde ein bisschen gemault, dass es nach dem Abriss der Stadthalle keine geeignete und großzügige Lokalität mehr gebe und dass es in Wülfrath überhaupt sehr aufwendig sei, Veranstaltungen zu planen. Nun ja, es ist auch demokratisches Grundrecht nix zu sagen. Dann müssen die Vereine aber auch mit den Folgen leben.
Gellert spielte den Ball aber einfach zurück und verpackte ihre Kritik sehr sorgsam: Viele Kulturschaffende bedienten zum Beispiel lediglich ihr „Stammpublikum“. Mit anderen Worten: Über den Tellerrand schauen die wenigsten. Wer sich um Nachwuchs für die Kulturlandschaft sorgt, sollte aber seinen Tunnelblick verlieren.
Und warum macht die Stadt das eigentlich? Ein neuer Kulturentwicklungsplan soll erarbeitet werden. Doch so schlimm dieses sperrige Wortungetüm, so selbstherrlich gehen da manche Politiker ans Werk. In dieser künftige Diskussionsrunde sollten möglichst viele Kulturausschussmitglieder mit machen, sagt Thomas May (Die Grünen).
Man mag ihm laut zurufen: Nein, bitte lieber mehr Kulturschaffende. Die Politik sollte mitmachen. Mehr nicht. In einer kleineren Runde mit begrenztem politischen Einfluss könne man nämlich viel zielorientierter arbeiten, sagte Andreas Seidler. Recht hat er, aber sein Hinweis mag man auch als letzten Hilferuf an Maler, Sportler, Buch- und Heimatfreunde verstehen, die Politiker nicht im eigenen Saft schmoren zu lassen, sondern mitzumachen.
Da die Kulturmacher in Wülfrath aber schon bei einem kleinen Brief nach ein paar Informationen keine Antwort zustande brachten (oder vielleicht auch nicht wollten ?) ist ein solcher „Kulturentwicklungsplan“ das, was viele bereits leise hinter vorgehaltener Hand raunen: eine Totgeburt.
Warum lassen sich die vielen Engagierten in den Vereinen die Chance entgehen, gemeinsam Kultur in Wülfrath auf die Beine zu stellen. Nur so erhielte ihr Wort mehr Gewicht und das Verlangen nach finanzieller Unterstützung oder geeigneten Auftrittsorten könnte von der Stadt nicht so leicht abgetan werden mit: Ihr könnt ja nicht mal eine kleine Anfrage beantworten.