Kurator Ulrich Morgenroth: „Das Schloss- und Beschlägemuseuist bisher im Stadtbild nicht präsent“

6500 Menschen besuchen im Jahr das Schloss- und Beschlägemuseum. Eine gute Zahl? Die WZ sprach darüber mit Kurator Ulrich Morgenroth.

Velbert. Es war eine kurze Bemerkung, die im Kulturausschuss für Erstaunen sorgte: Das Schloss- und Beschlägemuseum hat schwankende, am Wochenende teils sehr dürftig klingende Besucherzahlen.

Thema waren die Öffnungszeiten. Wie berichtet, wechselt Museums-Mitarbeiter Johannes Vorberg ab Mai in den Schuldienst. Da wegen einer Wiederbesetzungssperre bei der Stadt kein neues Personal eingestellt werden darf, das Team künftig aber nur zwei Vollzeitbeschäftigte aufweist, bleibt das Museum ab Mai samstags geschlossen.

Dies sei der besucherschwächste Tag, sagte Kurator Ulrich Morgenroth. Konkret: „In der Regel sind es zwei bis drei Personen, die samstags kommen. Wenn wir an einem Samstag fünf Besucher haben, ist das außergewöhnlich.“ Die allgemeinen Führungen am Sonntag würden mit rund 15 Besuchern jedoch gut angenommen.

Ausschussmitglied Arne Weisse (SLB) nannte die Angabe eine „erschreckende Zahl“. Auch Esther Kanschat (Grüne) zeigte sich „bei aller Euphorie für die Einzigartigkeit des Museums“ verblüfft. Die WZ sprach mit Morgenroth über die Kritik und Chancen für größere Aufmerksamkeit.

Im Kulturausschuss war man über die Besucherzahlen des Museums irritiert. Sie haben das gelassen aufgenommen. Warum?

Morgenroth: Bei den Zahlen ging es nur um das Wochenende. Pro Jahr haben wir etwa 6500 Besucher. Für ein Haus unserer Größe und in dieser Stadt ist das akzeptabel.

Ihr Team besteht ab Mai aus zwei Vollzeitbeschäftigten und zwei Teilzeitkräften. Reicht das?

Morgenroth: Als ich erfahren habe, dass die dritte Vollzeitstelle nicht neu besetzt wird, war mir erst mal einen Tag lang schlecht. Die Samstagsschließung als Konsequenz gilt aber nur bis Ende Dezember. Sobald wir die Möglichkeit haben, die Stelle wieder zu besetzen, werden wir auch die Öffnungszeiten wieder erweitern.

Welche Gründe sehen Sie denn für die spärliche Frequenz?

Morgenroth: Zum einen ist das Schlüsselthema extrem spezialisiert. Für Freizeitinteressen wirkt es dröge. Zum anderen ist es aber auch der schlechte Standort: Das Museum ist bisher im Stadtbild nicht präsent, sondern im Forum versteckt. Außerdem gibt es keine Laufkundschaft. Wenn man sonntags durch die Innenstadt geht, ist man allein. Ich hoffe auf einen Effekt, wenn das Museum in die Villa Herminghaus umzieht und mit dem Einkaufszentrum kombiniert wird. Dann wird der Forumsplatz wieder die am stärksten frequentierte Ecke der Stadt.

Vor 2016 werden die Fertigstellung des Einkaufszentrums und der Umzug in die Villa Herminghaus aber nicht erfolgt sein. Was machen Sie denn bis dahin?

Morgenroth: Ein Museum ist mehr als nur ein öffentliches Forum, sondern integriert auch Forschung, Archivierung und Beratung. Mit der Uni Wuppertal untersuchen wir gerade die Funktion von Trickschlössern per Röntgen und Tomograph. Es gibt eine Kooperation bei der Sanierung des Hildesheimer Doms. Für den Shakespeare-Film „Anonymus“ von Roland Emmerich haben wir die Requisiteure beim Nachbau der Innenräume beraten. Und wenn im November die Neuverfilmung des Kinderbuches „Das kleine Gespenst“ in die Kinos kommt, ist das Gespenst mit einem Schlüsselbund aus unserem Museum unterwegs.