Kutscherstuben in Düssel: Nur das Waffelrezept ist tabu

Wirt Hamann weiß, dass sich seine Gäste bei einem Plausch am wohlsten fühlen.

Foto: Simone Bahrmann

Wülfrath. Nicht alle guten Gründe, in ein Lokal zu gehen, finden sich in der Speisekarte. Für viele Gäste die Frank Hamann in seinen Kutscherstuben in Düssel empfängt, gehört ein freundliches Gespräch genauso zur heißen Waffel wie Sahne und Kirschen.

„Klar, die Leute kommen auch wegen der Atmosphäre“, sagt der 44-Jährige. Er schätzt, dass 30 Prozent seiner Gäste wegen der Geselligkeit sein Lokal aufsuchen. Die Themen reichen vom Wetter über die Veränderungen in Düssel bis hin zu Beruflichem. Gerne reden die oftmals auswärtigen Gäste etwa über die Wanderwege, die ins Kutscherstübchen führen, und deren Zustand. Oft höre Hamann, wie schön Düssel ist. „Wie im Urlaub hier“, sei ein geläufiger Satz.

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Stadtgespräch

Für Hamann gibt es aber im Gespräch auch klare Grenzen. Wenn Gäste bei privaten Themen zu sehr ins Detail gehen, blockt Hamann ab. „Ich möchte Berufliches und Privates trennen“, sagt er. Und so gibt es auch zu später Stunde keine Lebensberatung am Tresen des Gaststübchens. „So weit lasse ich es gar nicht kommen.“

Und dann gibt es noch ein klares Gesprächstabu: Wenn Gäste versuchen, Hamann die Hausrezepte zu entlocken, beißen sie auf Granit. „Nee, nee, das geht nicht“, sagt Hamann. Gerade die Haus-Waffeln oder den selbstgemachten Glühwein würden viele am liebsten zu Hause imitieren.

Hamann leiht an sieben Tagen die Woche seinen Gästen ein Ohr. Der Ansprechpartner für alle zu sein und ständig im Mittelpunkt des Small-Talks zu stehen macht ihm überhaupt nichts aus. Darf es auch nicht als Gastronom, da ist er sich sicher. „Wer als Wirt nicht auf die Leute zugeht, hat verloren. Da entsteht schnell eine sterile Atmosphäre“, weiß der 44-Jährige, der bereits seit 1998 im Geschäft ist. Bevor er vor drei Jahren nach Düssel kam, leitete er zwei Tanzlokale in Wuppertal und Remscheid.

Für ihn als Düsseler war es überhaupt kein Problem, den Anschluss im Ort zu finden, so war er von Anfang an im Stadtgespräch drin. Für Auswärtige sei das vermutlich noch einmal eine Nummer schwieriger. „Die Düsseler sind schon eigen und bemühen sich sehr um ihr Dorf“, berichtet er. Halligalli komme weniger gut an, denn: „Düssel ist ja so schön, weil es so idyllisch ist.“

Das bedeute aber nicht, dass die Einheimischen den vielen Ausflugsgästen gegenüber abweisend seien. Das Gegenteil sei der Fall. „Die Düsseler sind sehr gerne bereit, ihre Erfahrung auszutauschen und freuen sich über Wanderer.“ So durchmischt sicht das Publikum und neue Gesprächsrunden entstehen. Und plötzlich sind in den Kutscherstuben dann auch Velbert, Wuppertal oder Essen ein Thema.