Wülfrath Lehrbeispiel zur sinnfreien Versenkung von Steuergeldern

Leserbrief

Hält die S 28 in Hahnenfurth/Düssel, dann fährt kein Bus und umgekehrtkritisiert der Düsseler Eberhard Tiso die Taktung.

Foto: Fries, Stefan (fri)

zu: Wülfraths Anbindung an die Schiene

Wülfrath hat zwei Bahnhöfe. Die erste Frage, die zu stellen wäre: Wer hat sich mit welchem Interesse für die Planung und den Bau dieser Bahnhöfe eingesetzt und welche Erwartungen verbanden sich mit diesen Finanzierungszusagen? Die zweite Frage, die von den Projektverantwortlichen beantwortet werden müsste, wäre dann: zu welchen Ergebnissen kommt eine Bewertung dieser Infrastrukturprojekte hinsichtlich der Besucherströme zum Schienenverkehr und der sich daraus ergebenden Abnahme im Individualverkehr. Zugegeben eine sehr theoretische um nicht zu sagen euphemistische Idee, aber – und das ist ja das Dilemma vieler öffentlicher Planungen – weil genau dies so nicht geschieht, von den Beteiligten wahrscheinlich auch gar nicht beabsichtigt ist, gehen viele Baumaßnahmen am Bedarf vorbei.

Zur Historie: Ausbau (Elektrifizierung) der S 9 mit Wiederinbetriebnahme des Bahnhofs Aprath 2003. Zusage der Finanzierung und Beginn der Bauarbeiten der S 28 im Jahr 2013 und Inbetriebnahme im Dezember 2020. Merkmal beider Bahnhöfe: sind zwar irgendwie vorhanden, werden aber als Nutzungsmöglichkeit eher nicht wahrgenommen; der Bahnhof Aprath nun bereits seit mehr als 17 Jahren. Daraus aber irgendwelche Schlussfolgerungen zu ziehen und Maßnahmen einzuleiten, hier eine attraktive Nutzung anzubieten, kommt den Verantwortlichen nicht in den Sinn (als ob die Einrichtung einer halbstündigen Taktung hier etwas änderte. Im Übrigen geht es immer noch am schnellsten nach Wuppertal mit dem Bus SB 69, in 31 Minuten.). Genau das gleiche Schicksal droht dem Bahnhof Hahnenfurth/Düssel. Hält der Zug kommt kein Bus, fährt der Bus den Bahnhof an, heißt es lange, auf den Zug zu warten. Dabei wäre es gerade hier denkbar einfach, auch kurzfristig eine Taktung zwischen Bus und Bahn einzurichten. Der Zug nach Düsseldorf fährt jede Stunde um 58 ein, der Zug nach Wuppertal jeweils um drei Minuten nach der vollen Stunde. Eine Bus im Pendelverkehr Wülfrath – Hahnenfurth/Düssel könnte bei einer Wartezeit von zehn Minuten vier Relationen abdecken. Und dies hätte bereits bei der Planung der Neubaustrecke mitgedacht werden müssen. Nun hat Wülfrath zwei Bahnhöfe – aber eigentlich auch nicht – daneben wird immer wieder eine Phantomdebatte zur „Circle Line‘“ entfacht, aber das Naheliegende einer unmittelbaren Nutzung der vorhandenen Infrastruktur verkommt im Dickicht von Inkompetenz und Desinteresse. Es scheint sich bisher noch keine der Beteiligten damit befasst zu haben, dass diese unglaublich komfortable Situation Wülfraths nach einem völlig neuen ÖPNV-Gesamtkonzept schreit. Und hier sind der Kreis Mettmann und der VRR an vorderster Front zu nennen. Es bedarf einer völlig neuen Gestaltung in der Anbindung der Buslinien ans Schienennetz. Und dies hätte bereits bei der Planung der Bahnhöfe berücksichtigt werden müssen. Seltsamer Weise scheint diese Thematik auch bei den Ökologiebewegten eher unterbewertet zu sein. 

    Eberhard Tiso, Wülfrath