Wülfrath Taktgeber drohen zu verstummen

Wülfrath · Im Glockenturm der Stadtkirche wurden Mängel festgestellt – die Gemeinde hat für die Reparatur ein Crowdfunding gestartet.

 Im Turm der Stadtkirche zeigt Pfarrer Thomas Rehrmann die erneuerungsbedürftige Konstruktion, an der die drei Glocken befestigt sind.

Im Turm der Stadtkirche zeigt Pfarrer Thomas Rehrmann die erneuerungsbedürftige Konstruktion, an der die drei Glocken befestigt sind.

Foto: Ulrich Bangert

Die evangelische Stadtkirche ist mit ihrem Turm, der den Kirchplatz mit seinen historischen Fachwerkhäusern überragt, nicht nur eine Jahrhunderte alte Landmarke – ihre Glocken geben bis heute für viele Wülfrather den Takt vor. Für jede Viertelstunde ein Hammerschlag, zur vollen Stunde gibt das weltliche Geläut zuverlässig zudem Auskunft über die jeweilige Uhrzeit, und zwei der drei Glocken rufen die Gemeinde natürlich zu den Gottesdiensten. Die dritte, kleinste ertönt nur vor Beisetzungen.

„Das prägt schon den Alltag in der Stadtmitte. Ich treffe öfter Leute, die mir sagen, wenn sie etwas weiter weg in der Natur unterwegs waren, dass der Wind wohl aus einer anderen Richtung blies und sie die Glocken nicht hören konnten“, sagt Pfarrer Thomas Rehrmann. Gut möglich, dass dieser Wülfrather Herzschlag bald für längere Zeit verstummt, denn im stählernen Glockenstuhl wurden Verwindungen festgestellt, die eine kostspielige Reparatur erforderlich machen. Und hier hofft die evangelisch-reformierte Gemeinde auf Unterstützung von Bürgern, denen die Glockensignale am Herzen liegen. Sie hat ein Corwdfunding, einen Aufruf zur Gruppenfinanzierung, gestartet.

Glockenstuhlsanierung
kostet 20 000 Euro

„Die Glocken und ihre Aufhängung, das Glockenjoch, müssen regelmäßig auf ihre Sicherheit hin überprüft werden“, erklärt Baukirchmeister Manfred Hoffmann am Freitagmittag beim Pressetermin im Gotteshaus. „Und in diesem Jahr hat uns die Fachfirma, die das schon länger kontrolliert, mitgeteilt, dass etwas getan werden muss, Teile ausgetauscht werden sollten, weil es im oberen, dem auf das hölzerne Joch aufgesetzten, eisernen Glockenstuhl Verwindungserscheinungen gibt. Das Angebot für die Renovierung liegt bei 20 000 Euro. Das war ein kleiner Schock für das Presbyterium, denn erst 2018 haben wir das Kirchdach und im Inneren einiges für viel Geld erneuern lassen“, so Hoffmann weiter. Der Zustand des Geläuts bedeute nicht, dass von den Glocken – die größte von ihnen wiegt immerhin knapp 1,6 Tonnen – für Kirchenbesucher eine akute Gefahr ausgehe, „aber langfristig ist ihr Betrieb so nicht mehr möglich. Wir müssten sie in letzter Konsequenz abstellen“, fügt Präses Rehrmann hinzu.

Doch die Glocken sollen nicht über die unbedingt nötige Zeit für die Reparatur im mit Nieten und Schrauben 2140 Kilogramm schweren, stählernen Joch verstummen. Über die Volksbank im Bergischen Land hat die Gemeinde unter dem Motto „Glockensanierung – lass Wülfrath läuten“ ihr Crowdfunding gestartet, an dem sich jeder ab fünf Euro beteiligen kann (siehe Link unten).

 „Bis Ende Juli ist unser Kampagnenziel, 2000 Euro an Spenden zu erreichen“, sagt Thomas Rehrmann. Mit der Anmeldung habe das genossenschaftliche Kreditinstitut bereits 500 Euro zugesagt, für jeden weiteren Spender fließen von der Volksbank noch einmal fünf Euro. Wegen des kurzen Projektzeitraumes von rund zwei Monaten ist erstmal nur ein kleineres Finanzierungsziel gewählt worden. Wenn im September das Crowdfunding-Projekt in die zweite Phase geht, kann ein weiterer Spenden-Aufruf erfolgen. So könnte bis zu einem Viertel der realen Kosten durch Spenden aufgebracht werden, hofft man im Presbyterium. Die Umsetzung der Glockensanierung ist für den Herbst/Winter anvisiert. „Als kleines Dankeschön gibt es ab fünf Euro eine Urkunde und ab 25 Euro das Angebot einer Kirchturmführung“, ergänzt Manfred Hoffmann. 

Die jetzigen Stahlglocken wurden 1947 beim Bochumer Verein bestellt und im Jahr darauf, am 13. Februar, samt eisernem Glockenstuhl geliefert. Am 25. April fand die Glockenfeier in der Stadtkirche statt. „Die Nazis hatten die Vorgängerglocken 1940 beschlagnahmt und 1942 einschmelzen lassen“, erklärt Manfred Hoffmann.