Lintorf: Caféhaus statt Abrissbagger
Das denkmalgeschützte Haus Merks erstrahlt in neuem Glanz. Unsere Redaktion warf schon mal einen Blick ins Innere.
Lintorf. "Wir sind so neugierig. Dürfen wir mal einen kurzen Blick reinwerfen?" Die beiden älteren Lintorferinnen nutzten den günstigen Moment, als Bauleiterin Sandra Weyer am Freitag zufällig aus Haus Merks trat. Das markante Häuschen an der Speestraße erstrahlt seit kurzem wieder in altem Glanz:
Statt es abzureißen wurde es in den vergangenen Monaten kernsaniert und soll Anfang Oktober als Caféhaus die gastronomische Szene Lintorfs bereichern.
Das Ende des 18.Jahrhunderts errichtete Gebäude stand lange leer: Denkmalschützer sahen in dem geduckten Häuschen mit dem dunkelroten Anstrich einen kleinen Schatz, der Erbengemeinschaft war es ein Klotz am Bein. Sie wollte das Grundstück in bester Lage mitten auf Lintorfs Einkaufsmeile am liebsten verkaufen.
Doch der Landeskonservator stellte Haus Merks unter Schutz. Der Höseler Architekt Sven van Gelder hat das Häuschen gekauft und restaurieren lassen. Anfang Oktober will er hier ein Kaffeehaus im Stil der 30er-Jahre eröffnen. Auf dem hinteren Gelände soll ein Fünf-Familienhaus entstehen.
Während des Dorffestes am vergangenen Wochenende ging es in Haus Merks zu wie in einem Taubenschlag. Viele Besucher nutzten die Gelegenheit, einen Blick ins Innere zu werfen.
"Es sind gemütliche kleine Räume. Wenn die noch mit geschmackvollem Ambiente aus alten Kaffeehauszeiten ausgestattet werden, dürfte das Haus ein großer Anziehungspunkt werden", lauteten die Kommentare. Auch Lutz Meurer war begeistert: "Das wird hier ein ganz toller Treffpunkt für Jung und Alt. Das Kaffeehaus wird eine echte Bereicherung für Lintorf."
Für das entsprechende Ambiente will Pächter Michael Schwarz sorgen. Er hat bereits eine alte Theke aus den 20er-Jahren aufgestellt, eine 80 Jahre alte Anker-Registrierkasse hat er auch schon aufgetrieben.
Wenn bald die Besucher gemütlich in einem der drei Gasträume beim Kaffee plaudern, ahnen sie wahrscheinlich nicht, welche handwerkliche Künste nötig waren, das über 200 Jahre alte Häuschen wieder instand zu setzen - zumal die Denkmalbehörde ein gewichtiges Wörtchen mitzureden hatte. So mussten etwa die alten Fenster zur Straßenseite erhalten bleiben - trotz Einfachverglasung.
"Im Inneren wurde das Fachwerk erst freigelegt, dann wieder verputzt und mit einer speziellen Kalkfarbe gestrichen", erklärte Bauleiterin Weyer. Auch die Türen durften nicht einfach neu lackiert werden: Es musste Leinölfarbe sein. Die historische Holztreppe - eines der besonderen Schmuckstücke des Hauses - wartet noch auf ihren Anstrich.
Der gestampfte Lehmboden wurde ausgehoben und durch einen abdichtenden Betonestrich mit Fußbodenheizung ersetzt. In Kürze wird darauf noch Eichenparkett verlegt. Zum Glück gab es einen Anbau, der nicht unter Denkmalschutz steht. Dort wurden die sanitären Anlagen untergebracht.
Bei der äußeren Gestaltung gab es im "Dorf" lebhafte Diskussionen. Als der alte Farbanstrich entfernt und das Ziegelmauerwerk freigelegt war, sprachen sich viele für dieses Erscheinungsbild aus.
Da die Ziegel aber zu porös waren, musste wieder eine Kalkschlämme aufgebracht werden. Mit dem roten Anstrich ist inzwischen auch die alte Optik wieder hergestellt.
Ein kleiner Biergarten auf der Rückseite im Bereich der ehemaligen Scheune soll bei wärmeren Tagen auch draußen für Gemütlichkeit sorgen. Irgendwie muss dort auch die alte Schwengelpumpe zu neuen Ehren kommen, die das Denkmalamt ebenfalls unter Schutz gestellt hat.