Maiden und Männer tanzen zu Sackpfeife und Schalmei
Mehr als 105 Zelte lassen das Mittelalter am Schloss erlebbar werden.
Es ist ein gar buntes Volk, das sich seit Donnerstag auf dem Mittelalter-Markt am Schlosse derer zu Hardenberg herumtreibt: Mittelalterlich gewandete Familien, Maiden und Männer in nordischer Tracht, gar viele Schotten in prächtigem Kilt und nicht zuletzt in schnöde heutige Mode gehüllte Besucher.
So herrschte schon am ersten Tage ein heftiges Gedränge und Geschiebe auf dem dicht von Händlern, Gauklern und anderem fahrenden Volke belagerten Gelände. Mehr als 105 Zelte zählte die Marktgilde zu Hardenberg zu Beginn am Donnerstag schließlich, davon mehr als 50 Händler und elf Lager: „Wir haben fast jeden Grashalm vermietet“, meinte Andrea Hofe vom Marktgilden-Vorstand.
Das kulinarische Angebot reicht von der „Feldbeckerey“ über „Schweinereien aller Art“ bis zu Verleihnix, dem Fischhändler, und wer experimentierfreudig ist, probiert sich an ungewöhnlichen Gaumenfreuden wie Erdbeer- oder Kirschbier.
Besonders altes Handwerk stößt auf großes Interesse: „Färgglad“, die nordische Bezeichnung für bunt, farbenfroh hat Sven Block seine Färberei genannt. Zwei Bottiche hängen über dem Feuer, in einem schwimmt Stoff in einem Sud aus Zwiebelschalen und nimmt langsam den Farbton hellen Bernsteins an. Stoffe, Wollgarne und Seide färbt der Bonner, der im realen Leben als Krankenpfleger seine Brötchen verdient, verwendet dazu Indigo (blau), Birkenblätter (gelb), Krapp (rot) oder getrocknete Cochenille - eine Laus, die für ein kräftiges Magenta sorgt.
Jutta Bock, wie Ehemann Lothar in mittelalterliche Gewänder gehüllt, hat gleich ein ganzes Dutzend Knäuel Wolle in ihrer Kiepe verstaut. „Das ist eine super Qualität“, betont die Sekretärin aus Korschenbroich, die die Garne zum Naalbinding, einem Vorläufer des Strickens und Häkelns benötigt und gezielt auf Märkten wie in Neviges auf die Suche geht: „Die Wolle wird nur pflanzlich, ohne moderne Chemie gefärbt, die Farben sind harmonisch wie die Natur, kräftig, aber nicht knallig“, erläutert Jutta Bock. Sie ist mit ihrem Mann zum ersten Mal in Neviges: „Ein wunderschönes Ambiente, es gefällt uns sehr gut hier.“
Die Gruppe „MaidendanZ“, zum zweiten Mal in Neviges dabei, tritt mit Tribal dance auf und wird dabei spontan von den anwesenden Musikern unterstützt. Für Unterhaltung sorgt zum Beispiel die Formation Frendskopp, die mit Sackpfeifen, Trommeln, Flöten und Schalmeien einen kernigen Sound spielt.
Für Falknerin Sonja Senica, die mit zwei Uhus, einem Wüstenbussard und einem Steinkautz angereist ist, geht es mit ihrem Stand vor allem auch darum, die Besucher für die Vögel zu begeistern, für deren Schutz und Erhalt ihres Lebensraumes zu sensibilisieren. „Die Vögel leben im Stillen, suchen nicht den Kontakt zum Menschen“, sagt die Falknerin. Umso mehr freut sie sich, dass etliche Gäste sich Zeit nehmen, die Tiere zu bestaunen und tausend Fragen zu stellen.