Mittelaltermarkt: Jeans wird zum Leinengewand
Der zweite Mittelaltermarkt übertraf den ersten — da waren sich Händler und Besucher einig.
Wülfrath. Zu den rhythmischen Klängen der Tastenfidel drehen die Mägde ihre bunten Kleider. Übermütig klatschen sie in ihre Hände und entlocken den jungen Recken anerkennendes Handgeklapper. „In der Nacht auf einer langer Reise, kamen wir in eine Stadt. Und da war der Teufel los“, singt das „Duivelspack“ fröhlich, während sich immer mehr Schaulustige um sie herum versammeln und mittanzen.
Der zweite Wülfrather Mittelaltermarkt versetzt die Innenstadt und ihre kleinen Gässchen in eine andere Zeit. Ihre Besucher und Bewohner nehmen die zweitägige Festlichkeit mit auf eine Reise in die so bezeichnete dunkle Zeit, die in Wülfrath jedoch derart bunt und fröhlich war, dass sich viele wünschten, die Innenstadt immer so vorzufinden.
Auf dem Kirchplatz herrscht buntes Treiben: Händler bieten ihre Waren an, Handwerker präsentieren stolz ihr Handwerk. Marktbeschicker sowie Besucher sind bester Laune, lassen sich von dem mittelalterlichen Flair anstecken. Einmal von den Köstlichkeiten probiert und den fremdartigen Melodien gelauscht — werden Euros zu Talern und Jeans zu Leinengewändern. „Seid gegrüßt holde Maid — ein hübsches Geschmeide für den zarten Hals — wäre das nichts für Euch?“, begrüßt ein Händler seine Kundin, die sich prompt anpasst: „Wer wird mir denn da schmeicheln?“, fragt sie keck zurück. „Aber wenn ihr meint, so sei es.“ Ritter und Recken haben die Trinkstuben für sich entdeckt und lassen sich vom bärtigen Barmann den süßen Met in ihre Hörner füllen.
An diesen Tagen muss man zwei Mal hingucken, um zu erkennen, wer sich unter dem Leinen verbirgt: Viele Wülfrather kommen prächtig gewandet. Unter den fliegenden Marktbeschickern fallen sie fast gar nicht auf.
Das Heerlager, mit rund 80 Menschen und 30 Zelten, ist beeindruckend, taucht die Wiese am Krapps Teich und die „In den Banden“ in historisches Licht. „Wülfrath pro“ hatte nicht zu viel versprochen, als sie den zweiten Markt mit: „Noch größer, noch schöner, noch mittelalterlicher“, ankündigten. Vorstandsmitglied Christian Campe ist beim Anblick des bunten Treibens hingerissen: „Es ist noch besser, als ich dachte. Die Atmosphäre ist entspannt, alle sind gut gelaunt. Wülfrath und der Mittelaltermarkt — das gehört zusammen!“
Fast ein Jahr Arbeit hatte der Verein in die Zeitreise hineingesteckt, das Lob von den begeisterten Besuchern nehmen die Mitglieder nur zu gerne entgegen: „Ich war schon länger nicht in Wülfrath. Ich bin fasziniert, was für Veranstaltungen hier stattfinden“, sagt Stefanie Küpperbusch. „Toll, dass man so viele Flächen der Innenstadt nutzt. Das müsste bei anderen Festen auch getan werden.“
Auch das breite Angebot begeistert: „Ich bin wirklich erstaunt, wie vielfältig alles ist“, lobt Jutta Zimmermann. Händler und Lehmkünstler Peter Petersdorff aus Jena ist von Wülfraths Kulisse hin und weg: „Ich hatte von dieser Stadt noch nie etwas gehört, aber sie hat es mir angetan: Hierhin komme ich wieder!“