Naturbühne "Blauer See" in Ratingen: Die Wikinger kommen
Am Donnerstag wurden die Boote zu Wasser gelassen, bald schon entert „Mein Freund Wickie“ die Naturbühne.
Ratingen. Ein Ruf, der früher Angst und Schrecken verbreitete, sorgt heute eher für wohlige Vorfreude auf ein kurzweiliges Familienvergnügen: "Die Wikinger kommen!" Am 23. Mai hat "Mein Freund Wickie" auf der Naturbühne Blauer See Premiere.
Und natürlich bietet sich das Gelände für allerlei Spektakel an. So sollen auf dem kleinen See vor der Bühne auch veritable Seeschlachten geschlagen werden. Die entsprechenden Wikingerboote wurde gestern erstmals zu Wasser gelassen.
"Schwimmen sie auch?" Die Frage war mehr als Frotzelei gemeint, als die beiden Holzschiffe, an einer dicken Eisenkette baumelnd, von einem Bagger langsam auf die Wasseroberfläche gesenkt wurden. Das hätte man bei der Konstruktion nicht unbedingt vermutet - die dünnen, aufgeschraubten Holzplanken überlappen zwar, sind aber keineswegs dazwischen abgedichtet.
"Eigentlich sind es ja Flöße", verriet Bühnenbildner Dirk Klopphaus, der die Boote um- und nachgebaut hat. Denn eines war bereits vorhanden: die alte "Hoppetosse" aus früheren "Pippi Langstrumpf"-Aufführungen.
Das Bauprinzip: An einem Stahlrahmen werden rund 35große Plastikkanister befestigt, die für den nötigen Auftrieb sorgen. Alle anderen Aufbauten - Planken, Deck - sind lediglich Dekoration und haben mit der Schwimmfähigkeit nichts zu tun. "Natürlich ist ständig Wasser im Schiff, das läuft aber auch immer wieder raus."
Um die Belastbarkeit zu testen, enterten die Schauspieler um "Wickie" Tina Liv Heigl gleich mit Schwertern, Schilden und Streitäxten die beiden Boote. "Die werden bei den Seeschlachten schon stark beansprucht. Fünf bis sechs Mann müssen sie locker tragen können", erklärte Stuntkoordinator Ronald F. Zillinger. Dass zur Freude vor allem der jüngeren Zuschauer später bei den Aufführungen der eine oder andere Wikinger über Bord gehen wird, ist kein Geheimnis.
Aber auch in Flake, dem berühmtesten Wikingerdorf, wird nicht nur eitel Sonnenschein herrschen. "Wir haben schon viel Kampftraining absolviert", verriet Victoria Wiese, die die Ilma spielen wird. Denn auch Prügeln will gelernt sein, vor allem, wenn es ohne echte Blessuren abgesehen soll. Und so überwachte Zillinger aufmerksam die Auseinandersetzung zwischen Ilma und Alma, alias Elisabeth Emmanouil, die mit Bratpfanne und Nudelrolle aufeinander eindroschen.
"Wickie" schaute dabei amüsiert zu. "Damit hab’ ich nichts zu tun, ich mache alles mit Köpfchen", sagte die 29-jährige Hauptdarstellerin Tina Liv Heigl verschmitzt. Sie hatte sich beim Casting vor einigen Wochen gegen 25 Mitbewerber durchgesetzt - nicht nur wegen ihrer roten Haare. Theater-Sprecherin Tanja Bockelkamp hatte danach die undankbare Aufgabe, den abgelehnten Bewerbern die Absage zu übermitteln. "Bei manchen gab’s Tränen, da sind schon kleine Träume geplatzt."
Zeit zum Träumen hat die Theatertruppe nicht, der Zeitplan ist eng: Neben den Rollenproben muss auch das Wikingerdorf noch auf Vordermann gebracht, die Häuser gestrichen, die Dekoration noch gezimmert werden. Außerdem braucht die große Tierschar regelmäßig Pflege: Insgesamt 40 Hühner, Gänse, Enten, Kaninchen und drei ungarische Zackelschafe sollen den ländlich-dörflichen Charakter des Dorfes unterstreichen und tummeln sich deshalb auf dem Gelände - wenn sie nicht gerade ausbüxen. Aber das ist eine andere Geschichte.