Wülfrather stirbt nach Attacke mit Messer und Fäusten
Mit äußerster Brutalität gingen in der Nacht zu gestern drei Täter vor, die auf einen 28-Jährigen losgingen. Die Verdächtigen wurden bereits gefasst.
Wülfrath. Es ist kurz nach 23 Uhr am Mittwochabend, als drei Männer die Tür der Wohnung der 19-jährigen Wülfratherin im Erdgeschoss des braun-grün verkleideten Hauses auftreten. Dort attackiert der Hauptverdächtige den 28-Jährigen - erst verbal, dann körperlich. Er animiert einen Mittäter, ihn zu unterstützen.
Sie schlagen, sie treten, sie stechen auf ihn ein. Eines von zwei Aquarien geht dabei zu Bruch. Die Täter legen, so Guido Adler, der Leiter der Mordkommission (Polizeipräsidium Düsseldorf), "eine sehr massive Brutalität an den Tag". Mehrere Stichwunden und stumpfe Gewalt - unter anderem vermutlich mit einem Stock - gegen Kopf und Hals werden bei der Obduktion festgestellt.
Die Täter flüchten, als die Feuerwehr den Tatort anfährt. Als die längst alarmierten Rettungssanitäter eintreffen, ist der Mann ohne Bewusstsein. In der Wagenhalle der naheliegenden Feuerwehr kämpfen Rettungsärzte um das Leben des 28-Jährigen. Vergeblich.
Der Notarzt kann ihn noch einmal kurz reanimieren. Doch am Ende ist der Kampf erfolglos. Noch im Rettungswagen stirbt Ersoy S. (28) an den Folgen der Stich- und Schlagververletzungen, die ihm zugefügt wurden. Seine Bekannte, in deren Wohnung im Hochhaus Tiegenhöfer Straße 31 sich die Tat ereignete, bleibt unverletzt.
42 Wohneinheiten zählt das Hochhaus. Bewohner und andere Zeugen haben der Polizei die Namen der flüchtigen Tatverdächtigen nennen können: Selim K. (24), Marc S. (19) und Nayif T. (22). Die Fahndungsmaßnahmen der Kreispolizeibehörde sind schnell erfolgreich. Schon in der Nacht werden zwei mutmaßiche Täter gefasst. Am Morgen gegen 9.30 Uhr wird auch der dritte abgeführt. Alle drei leben in Wülfrath.
Der Morgen danach: Mit rot-weißem Flatterband der Polizei ist das schmucklose Beet vor dem Hochhaus abgesperrt. Aus dem gläsernen Haupteingang kommen vereinzelt Bewohner. Sie schütteln den Kopf. Nein, reden über die Tat möchte niemand. Neben dem Beet steht ein Kleinlaster, den Handwerker mit Malerutensilien beladen. Von der Tat haben sie nichts mitbekommen.
In der Geschäftspassage ein Steinwurf weiter ist das Tötungsdelikt Gesprächsthema. Vor einem Kiosk reden die Leute bei einem Becher Kaffee darüber. "Wenn es schon mal Gewalt gibt, dann aber so richtig", sagt eine junge Frau. Keine 200 Meter entfernt hatte im Herbst vergangenen Jahres ein türkischer Mann seine Ex-Frau und dann sich selbst getötet.
Die drei Tatverdächtigen, zwei Türken und ein Deutscher, sind inzwischen in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft Wuppertal ermittelt wegen eines vorsätzlichen Tötungsdeliktes, wie Staatsanwältin Friedel Heuermann gestern Nachmittag auf einer Pressekonferenz mitteilte.
Bei der Suche nach einem Motiv tappen die Ermittler noch im Dunklen. "Wir kennen keine Hintergründe: Geld, Drogen, Prostitution - es könnte alles sein", sagt Guido Adler. Dass es sich um eine Tat im Drogenmilieu handeln könnte, bestätigt Adler nicht. Auch zu Gerüchten, der Tatort sei als Dealer-Wohnung bekannt, bezog er keine Stellung. "Bislang gibt es in diese Richtung keine Erkenntnisse." Polizeisprecher Ulrich Löhe bestätigte aber, "dass den Beamten vor Ort die Wohnung bekannt ist".