Neue Philarmonie Westfalen präsentiert Filmklassiker "Metropolis"
Bei „Metropolis“, präsentiert von der Neuen Philharmonie Westfalen, wurde der Konzertsaal des Forums zum Kinosaal.
Velbert. Es war der Höhepunkt der diesjährigen Kultursaison: Der Theatersaal des Forum Niederberg wurde am Donnerstagabend zum Kino. Die Neue Philharmonie Westfalen präsentierte „Metropolis“, den Stummfilmklassiker aus dem Jahr 1927, dessen rekonstruierte und konzertante Langfassung 2010 bei den Berliner Filmfestspielen Premiere gefeiert hatte.
Das Monumentalwerk, das in den Studios Babelsberg gedreht wurde, ist bis heute einer der einflussreichsten deutschen Spielfilme. Unter der Leitung des italienischen Dirigenten Gioele Muglialdo begleiteten die rund 60 Musiker das Geschehen auf der Leinwand mit der Originalkomposition von Gottfried Huppertz.
Ergreifend, spannungsreich und vielschichtig erzählt die Utopie von einer diktatorisch geführten Stadt, in der tief unter der Erde Arbeiter wie Sklaven gehalten werden, bis sie rebellieren und aus der Zerstörung der Stadt Versöhnung und Neuanfang erwachsen.
Allerdings ließen sich nur knapp 90 Zuschauer von diesem einzigartigen Erlebnis begeistern, bei dem nicht der Film, sondern die Musik dreidimensionale Ausmaße hatte. „Wenn solch ein Event in der Nähe stattfindet, sollte man diesen Abend mitnehmen, auch wenn man vielleicht nicht das Hintergrundwissen hat“, sagte Daniel Berg aus Wülfrath. „Wer heute Abend nicht hier war, hat wirklich etwas verpasst: den Film, das Orchester, das Gesamterlebnis“, fasste Ulrich Stahl, Leiter des Fachbereichs Kultur, seine Eindrücke zusammen.
Es war ein Ereignis, denn „großes Kino“ gab es in Velbert zuletzt vor 16 Jahren: 1996 schloss mit dem „City Movie“ an der Blumenstraße (gegenüber der Sparkasse) das letzte Velberter Filmtheater.
Die Stadt kann auf eine belebte Kinoszene zurückblicken, die im 20. Jahrhundert Teile des Stadtbilds prägte: Namen wie das „Salamander“ an der Hohenzollernstraße, das „Residenztheater“ an der Rheinlandstraße oder das „Metropol“, das sich am heutigen Standort des Kaufhauses Woolworth befand, sind Älteren noch ein Begriff.
In den 1950er-Jahren waren gar fünf Kinos gleichzeitig in Betrieb, wie im Stadtarchiv nachzulesen ist. Auch in Neviges war mit dem „Odeon-Theater“ und den „Park-Lichtspielen“ für Filmgenuss gesorgt.
Daniel Berg könnte sich gut vorstellen, das Forum als regelmäßige Spielstätte auch für Kinofilme aufzusuchen, zumal es in Wülfrath ein solches Freizeitangebot ebenfalls nicht mehr gibt: „Der Saal hier ist wie dafür gemacht.“
Anja Franzel vom Künstlerischen Betriebsbüro ist dieser Idee nicht abgeneigt, wies jedoch darauf hin, dass für die Realisierung eine wirtschaftliche Prüfung notwendig sei, die langfristigen Erfolg zusichere: „Generell ist die Frage des Publikumsinteresses einer der Faktoren, ein anderer sind die Kosten, die für die kommerzielle Verwertung des Filmmaterials anfallen.“ Zwar gibt es Filmabende im Schloss- und Beschlägemuseum, das sei jedoch eine andere Dimension.
Die Größe und Kraft, im Film wie in der Musik, schätzt auch Dirigent Gioele Muglialdo, der eigentlich in der Oper zuhause ist: „Es war das erste Mal, dass ich Filmmusik dirigiert habe“, sagte der 42-Jährige. „Es ist schwierig, aber auch unglaublich spannend, Orchester und Film zu synchronisieren. Es muss exakt zu den Bildern passen, trotzdem hat man die Möglichkeit, die Partitur zu interpretieren.“