Ruinen mit Perspektive
Die Stadthalle und das alte Rathaus sind bereits weitgehend entkernt. Bevor kommende Woche der Abriss beginnt, machte die WZ noch einmal einen Rundgang.
Wülfrath. Unter den Füßen knirschen Glasscherben und Holzsplitter. Schritte hinterlassen eine Spur im Staub. Neben dem ehemaligen Seiteneingang liegt die Spüle, die einst Bestandteil der Stadthallen-Theke war. Von dieser ist nichts mehr zu sehen. Geröll, offenes Mauerwerk, abgerissene Decken, ein freigelegter Boden — der Charme der Stadthalle ist nur noch zu erahnen.
„Die Entkernung ist nahezu abgeschlossen. Das gilt auch für das Rathaus“, sagt Lars Satthoff, der für die Döpker GmbH Abriss und Neubau koordiniert. „In der kommenden Woche starten wir damit, die Gebäude abzutragen“, kündigt er an. Die gröbsten Arbeiten sind in beiden Gebäuden, die für den geplanten „Anger-Markt“ weichen müssen, erledigt. Fein sortiert lagern Aluminiumteile, Dämmmaterial und Holz auf kleinen Hügeln rund um die ehemaligen städtischen Immobilien. „Es gibt klare Auflagen, wie zu trennen ist,“ erklärt Satthoff.
Im Rathaus tragen die Arbeiter Mundschutz. Mit Spezialwerkzeug trennen sie Scheiben aus Metallrahmen. Die vertäfelte Wand zwischen Foyer und Ratssaal ist schon in weiten Teilen demontiert. Die runden Lampen hängen noch.
Unterhalb des Ratsaals im Eingangsbereich ist noch das Podest des Bürgerbüros zu erkennen, darüber hängt, mächtig ramponiert, das Kunststoff-Gestell des ehemaligen gelben Segels. Auf dem Boden im Rathaus sind immer wieder leere Patronenhülsen zu sehen, an den Wänden fallen Farbkleckse auf. „Das sind Überbleibsel von den Übungen, die die Polizei im leerstehenden Rathaus durchgeführt hat“, sagt Satthoff.
Lars Satthoff, Koordinator der Döpker GmbH, über das Gefühl angesichts der „ausgeweideten“ Stadthalle
Die Fassade der Stadthalle ist schon arg mitgenommen. An einigen Stellen ist sie regelrecht aufgekratzt. Dämmwolle quillt heraus. Im Dachbereich ist die äußere Hülle an einigen Stellen schon entfernt — offene Wunden im ehemaligen Musentempel.
Um in den großen Saal der Stadthalle zu gelangen, muss über eine Menge Schutt gegangen werden. Von den Decken hängen schäbige Plastikfetzen. Das Parkett im Saal ist herausgerissen. In der Bühne sind tiefe und breite Löcher zu sehen. Vom Balkon ist nichts mehr zu erkennen.
Irgendwie ein erschreckender Anblick: Hier haben Brecheisen ganze Arbeit geleistet. Es ist eine Ruine. Eine Ruine mit Aussicht auf die Stadtkirche und die Altstadt. „Da blutet einem schon das Herz“, sagt Satthoff.
Auf dem Parkplatz hinter der Stadthalle steht bereits der Longfront-Bagger, der mit seinem langen Arm ab Montag oder Dienstag in Dach und Wände greifen wird. „Das wird mit der nötigen Vorsicht und Rücksicht auch auf die Nachbarschaft geschehen“, versichert Satthoff. Er betont, im guten Kontakt zu den Anwohnern zu haben. „Es gibt keine Probleme. Das soll auch so bleiben.“
Dazu sollen die sogenannten Beweissicherungsmaßnahmen beitragen, die gewährleisten sollen, dass mögliche Schäden, die während der Bauzeit auftreten, entdeckt und dokumentiert werden können. Ebenso laufe die Zusammenarbeit mit der Stadt Wülfrath gut, betont Satthoff.
Die Abrissgenehmigung ist erteilt. In der kommenden Woche geht’s los. „In Juni oder Juli werden wir dann mit dem Bau des Einkaufszentrums beginnen“, skizziert Satthoff die nächsten Schritte.