PC sind da — jetzt fehlen Helfer
Das Awo-Internetcafé für Flüchtlinge ist zum Treffpunkt geworden. Bislang nur einmal die Woche.
Wülfrath. Uta Prem sieht nicht selten bei dem neuen Awo-Internetcafé für Flüchtlinge nach dem Rechten. Bei der Tagesstättenleiterin hat das einen bleibenden Eindruck hinterlassen. „Da stand einmal mein Zuhause“, habe ihr einer der jungen Männer erzählt und ein Bild von einem zerstörten Haus gezeigt. Für viele der Syrer und Eritreer, die das freie Internet in den Räumen an der Schulstraße nutzen, ist das Internetcafé eine Verbindung in die Heimat. „Es ist oft eine emotionale Situation, wenn sie sich mit den Daheimgebliebenen verständigen“, sagt Prem.
Im Schnitt sieben bis zehn Leuten folgten bisher am Dienstagabend dem Aufruf der Awo, der etwa von der Flüchtlingsinitiative Inga zur Zielgruppe getragen wurde. Die Flüchtlinge kommen nicht nur, um über Internettelefonie („Skype“) mit Angehörigen zu sprechen oder wichtige Unterlagen auszudrucken, sondern suchen den Treffpunkt auch zur Entspannung auf. „Manchmal läuft Fußball, Musik oder ein Film“, sagt Prem. Kicker und eine Tischtennisplatte stehen ebenso bereit.
Die Initialzündung für die Awo war der lautgewordene Wunsch der Flüchtlinge nach freiem WLAN in Wülfrath. „Das haben wir bei dem runden Tisch für Flüchtlinge erfahren und wollten helfen“, so die Leiterin, die nicht verstehen kann, dass die Stadt noch immer kein freies Internet in den Unterkünften zur Verfügung stellt. „Das geht doch mit den Freifunkern mittlerweile ganz einfach“, sagt sie.
Die Awo nutzt bereits das Angebot der nichtkommerziellen Initiative. Jeder kann sich an der Schulstraße — auch außerhalb der Öffnungszeiten des Internetcafés — frei und ohne Anmeldung mit seinem Endgerät ins WLAN einloggen.
Die größere Hürde für das Angebot war nicht die Verfügbarkeit des World Wide Webs, sondern das Equipment. „Da haben wir aber einen tollen Tipp bekommen“, berichtet Uta Prem. Bei Behörden werden regelmäßig PCs ausgetauscht und in einigen Fällen karikativen Zwecken gespendet — genau so klappte das in Wülfrath. Die vier Rechner, die nun bei der Awo im Einsatz sind, standen ursprünglich bei den Finanzämtern Velbert und Solingen. Zusätzlich steckte die Awo rund 600 bis 700 Euro und 100 Ehrenamtsstunden in die Herrichtung des Raumes.
Nur: Das Café ist kein Selbstläufer. Es braucht Ehrenamtler, die den Betrieb beaufsichtigen. „Bislang haben wir nur zwei Helfer — wenn ich mich selbst dazuzähle“, sagt Prem. Gerne würde sie das Angebot auch noch auf den Sonntag erweitern und dann sogar die Kegelbahn des Hauses öffnen. „Die Flüchtlinge waren mit der Inga bereits bowlen und hatten viel Spaß dabei“, weiß Prem. Die Idee lasse sich aber nur mit einem Pool von Ehrenamtlern realisieren, die die Sonntagsdienste übernehmen. Prem: „Ich suche Leute, die einfach mal Spaß mit Flüchtlingen haben wollen. Es gibt ja nicht nur ernste Flüchtlingsarbeit.“