Neviges Künstler verzaubern den Dom
Neviges · Die ungewöhnliche Video-Klang-Installation namens „Pharus“ beschließt im November das Jubiläumsjahr 50 Jahre Mariendom.
Die 720 Quadratmeter graue Betonwand im Altarraum des Mariendoms soll Anfang November in einem ungewöhnlichen Licht erscheinen und dank einer speziellen Technik quasi zum Verschwinden gebracht werden. Langsam sich verändernde und ineinander fließende Bilder zeigen den Dom von außen und innen, begleitet werden sie von einem Klangteppich aus Musik und Geräuschen. Zudem sorgen von außen in die Kirche leuchtende Lampen für ein besonderes Ambiente.
Das Düsseldorfer Künstlerkollektiv „Area Composer“ präsentiert am 8., 10. und 11. November im Mariendom seine 40-minütige Video-Klang-Installation „Pharus“ (lateinisch: Leuchtturm). Unterstützt wird das Trio dabei von der Lichtkünstlerin Uta von Schenck aus Göttingen. Mit den Vorführungen wird das Jubiläumsjahr zum 50-jährigen Bestehen der Wallfahrtskirche beendet. Zudem präsentieren sich die Werbegemeinschaft Neviges und der Verein „50 Nevigeser“ mit etwa zehn Ständen auf dem Domvorplatz.
Rosenfenster und Mariensäule als Schwerpunkte der Darstellung
Die Video-Klang-Installation soll vier Stationen einer Pilgerreise auf ungewöhnliche Form nachempfinden. Der Dom solle „als komplettes Areal“ dargestellt werden, erklärt Ronald Gaube, der für die musikalische Gestaltung des Abends zuständig ist. Schwerpunkte der Darstellung sind unter anderem das Rosenfenster und die Mariensäule. Neben aufgezeichneten Alltagsgeräuschen aus dem Dom hat Gaube auch eigene Musikstücke produziert. Sie werden über eine Sound-Anlage eingespielt, im viertem Teil der Installation erklingt zudem die Orgel. Sie wird über ein Computerprogramm gesteuert und automatisch gespielt. Es sei schon „ein wilder Mix“, der an dem Abend zu hören sei, räumt Gaube ein. Laute und schrille Töne gehörten ebenso dazu wie entspanntere Passagen.
Gut drei Jahre hat das Künstlerkollektiv an dem Projekt gearbeitet, dazu mehrmals den Dom besucht und Ton- sowie Fotoaufnahmen gemacht. Das künstlerische Projekt setze „auf Entschleunigung“ und sei eine „Inspiration zu einer inneren Reise“, sagt die künstlerische Koordinatorin Dorothee Pilavas. 5000 Einzelaufnahmen hat ihr Kollege Peter Hölscher in Vorbereitung auf das Projekt vom Dom geschossen: Sie wirken statisch, verändern sich in der Vorführung dank der „Liquid Images“-Technik gleichwohl langsam, aber sicher.
Jeweils 40 Minuten dauert die Video-Klang-Installation. Er sei überzeugt, dass das Projekt „viele Menschen ansprechen wird“, erklärt der Wallfahrtsleiter und Franziskaner-Pater Frank Krampf. Gleichwohl sei er sich bewusst, dass es immer wieder Besucher gebe, die mit dieser Art von künstlerischer Darstellung wenig oder gar nichts anfangen könnten.
Die Organisatoren sind durchaus auf Diskussionen eingestellt
Über Kunstprojekte in Kirchen „kann man streiten“, räumt Bruder Frank ein. Die künstlerische Arbeit „Pharus“ fordere aber dazu heraus, „die Kirche mit anderen Augen zu sehen“. Deshalb sei man durchaus auf Diskussionen eingestellt. Zudem wurden bereits vor etwa eineinhalb Jahren die ersten drei Szenen der Installation einigen Gemeindemitgliedern gezeigt.
Das öffentliche Interesse scheint auf jeden Fall schon im Vorfeld groß zu sein: Sitzplätze für bis zu 550 Besucher sind pro Abend vorhanden, der Termin am 10. November ist bereits ausverkauft. Für die übrigen beiden Abende sind insgesamt noch knapp 500 Karten erhältlich. Zudem wird auf Plakaten etwa in Köln und Essen für die Veranstaltung geworben. Um die Vorführung aus unterschiedlichen Blickwinkeln sehen zu können, wird das Werk zweimal pro Abend vorgeführt. Zwischen den Vorführungen können die Besucher im Plenum diskutieren und sich über das Erlebte austauschen. Anschließend kann von einem anderen Sitzplatz aus die Video-Klang-Installation noch einmal angeschaut werden.