Wülfrath „Nie wieder Hass und Hetze“

Wülfrath. · Jahrestag des Novemberpogroms: Die Wülfrather Sozialdemokraten gedachten der Opfer der Nazi-Diktatur.

Die Wülfrather SPD erinnerte an die Schreckensherrschaft der NS-Dikatur.

Foto: Tanja Bamme

Der 9. November ist für Deutschland ein geschichtsträchtiger Tag. Nicht nur der Mauerfall 1989 fällt auf eben dieses Datum, auch der Hitlerputsch 1932 und die Ausrufung der Republik in Deutschland 1918 wird mit dem 9. November in Verbindung gebracht. Dieses Datum hält aber noch eine ganz andere Schreckenserinnerung inne: die Novemberpogrome. Hunderte Juden verloren im Jahr 1938 an diesem Tag ihr Leben.

Für die SPD Wülfrath steht auch nach 82 Jahren fest, dass ein solches Szenario „nie wieder“ passieren darf. Zum Gedenken der Opfer legte sie daher am Montag ein Blumengesteck mit roten Nelken und Zierbändern mit der Aufschrift „Nie wieder!“ vor dem Gedenkstein am Rathaus nieder.

„Das Gedenken an diesen Tag ist in dieser Zeit wichtiger denn je“, stieg Fraktionsvorsitzender Manfred Hoffmann in seinen Redebeitrag ein, bevor er das Wort an das jüngste Parteimitglied Niels Sperling übergab. Mit einem Zitat des evangelischen Pfarrers Martin Niemöller verdeutlichte dieser, dass das Schweigen die Menschen zu einer solchen Welle von Ermordungen geführt habe. „Die SPD will heute nicht schweigen“, so Sperling, der mit den rund zehn anwesenden Gästen lieber erinnern und gedenken wollte. „Heute vor 82 Jahren wurden jüdische Mitbürger ermordet, Synagogen in Brand gesetzt und Geschäfte zerstört. Die menschenverachtende Politik der Nazi-Diktatur hat Millionen von Menschen ihres Lebens beraubt, Familien auseinandergerissen und Deutschland zerstört.“

Niels Sperling gab den Opfern durch seine Rede ein Gesicht

Nur einen Tag zuvor hatten Mitglieder der SPD die insgesamt fünf Stolpersteine im Stadtbild gereinigt und eine rote Nelke niedergelegt. Die Stolpersteine liegen vor jenen Häusern, die von jüdischen Mitbürgern bewohnt wurden. Niels Sperling gab den Opfern mit seiner Rede erneut ein Gesicht. So gedenkt er Johanna Beyth, die 1889 geboren und im November 1941 deportiert wurde. Ein Jahr darauf wurde sie in Minsk ermordet. „Ihr Stolperstein an der Wilhelmstraße 98 erinnert heute noch an sie“, so Sperling. Eugen Raukamps Stolperstein hingegen liegt vor dem Haus der Heumarktstraße 19. „Er wurde am 19. April 1938 verhaftet und in Düsseldorf inhaftiert. Danach wurde er ins Konzentrationslager Buchenwald, später nach Neuengamme deportiert, wo er am 13. Juli 1943 ermordet wurde“, führt Niels Sperling weiter aus. Ebenfalls am 19. April 1938 wurde Willi Evertz verhaftet. Nach seiner Haftzeit in Düsseldorf wurde er 1943 nach Neuengamme überführt, wo er am 27. Juli 1943 ermordet wurde. Sein Stolperstein lässt sich ebenfalls an der Heumarktstraße 19 finden.

Maria Selma Dreier (geboren 1898) und Heinrich Dreier (geboren 1902) waren Zeugen Jehovas. Ihre Stolpersteine liegen heute am Panoramaradweg am alten Bahnhof. „Nach seiner Gefangenschaft in Düsseldorf und Wuppertal konnte Heinrich Dreier überleben“, weiß Niels Sperling. „Das Schicksal von Maria Selma Dreier ist bis heute unbekannt.“ Mit den Worten „Lasst uns niemals schweigen. Lasst uns immer gedenken“, beendete der junge Sozialdemokrat seine Rede und lud die Anwesenden gleichzeitig zu einer Gedenkminute ein.

Bürgermeister Rainer Ritsche dankte für das Engagement der SPD im Anschluss. „Diese Veranstaltung gibt dem Thema die notwendige öffentliche Erinnerung“, so Ritsche. Die Verwaltung hatte anlässlich des Jahrestages der Reichspogrome die Fahnen auf Halbmast setzen lassen.