Radwege in Ratingen: Nicht übel, aber verbesserungsfähig
Der CDU-Stadtverband war mit dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad Club in unterwegs – und hat gelernt.
Ratingen. Jeder kann es, jeder Zweiter tut es, und doch spielen Fahrradfahrer im Straßenbild meistens nur eine Nebenrolle - da eine gefährliche, dort eine gemütliche. "Die Radwege in Ratingen sind nicht schlecht, aber verbesserungsfähig", sagt der Vorsitzende der hiesigen Ortsgruppe des Allgemeinen Deutschen Fahrrad Clubs (ADFC), Gerhard Filgers. Er vertritt mehr als 300 organisierte Radler, kennt jeden Zentimeter Weg in der Stadt und weiß deshalb, wovon er redet.
Nicht schlecht ist demnach nicht automatisch gut. Es gibt noch einige Haken und Ösen im Ratinger Radwegenetz. Wenn Ewald Vielhaus das vorher vielleicht nur geahnt hat, dann weiß er es jetzt ganz sicher. Der CDU-Fraktionschef im Stadtrat hat sich zuletzt mit dem ADFC in den Sattel geschwungen und die Stadt beradelt. Dass ihn daran selbst ein "Platten" nicht hindern konnte, zeigt zweierlei: Erstens interessiert sich die CDU für das Thema, zweitens interessiert sie sich für Radfahrer, denn die meisten haben Wahlrecht.
Ergebnis der Erlebnistour ist ein Antrag, den die CDU in den Stadtrat einbringen will. Darin fordert sie ein Parkverbot auf der Schützenstraße stadtauswärts zwischen Europaring und Bushaltestelle Talstraße.
Damit benennen die Christdemokraten allerdings gleichzeitig den Punkt, an dem die Katze sich in den Schwanz beißt.
Michael Hölzle kennt die neuralgischen Punkte im Radwegenetz. Aber ändern kann der Leiter des Planungsamtes daran nichts. Die Vergangenheit hat Hölzle gelehrt, dass die Interessen der Radler in den Hintergrund rücken, wenn die Interessen der Autofahrer berührt werden. Parkplätze sind auch in Ratingen heilige Kühe, die niemand schlachten darf. Bisher hat der Stadtrat dazu jedenfalls stets Nein gesagt.
Dennoch kümmern sich Hölzle und seine Mitarbeiter intensiv darum, Ratingen noch fahrradfreundlicher zu machen. Per Ratsauftrag sind sie angewiesen, der Stadt den Weg in den erlesenen Verband fahrradfreundlicher Städte zu ebnen. "Da sind wir mal Mitglied gewesen", sagt der Amtsleiter. Aktuell ist Ratingen im Verband nur Zaungast. Damit fällt es der Stadt schwerer, beispielsweise an Geld aus EU-, Bundes- oder Landeskassen zu kommen. Wenn etwas am Ratinger Radwegenetz, dessen Länge übrigens niemand zu kennen scheint, getan wird, ist das bisher Teil eines anderen Projektes zum Beispiel im Straßenbau. Einen Posten für Radwege gibt es im Etat nicht.
Damit sich das bald ändert, hat Hölzle eine Mitarbeiterin damit beauftragt, ein Konzept für die Aufnahme in den Klub zu erstellen. Seither darf die Frau von amtswegen während der Dienstzeit durch Ratingen radeln, sich Gedanken machen, Schwachstellen und Stärken suchen. Ihre Erfahrung münden in eine Beschlussvorlage für den Stadtrat. Und Hölzle kündigt schon jetzt an, dass mehr Fahrradfreundlichkeit nicht kostenlos zu haben ist.