Ratingen: Flächen-Vermarktung weit unter Wert
Eine geplante Autowaschanlage polarisiert: Anwohner fürchten den Lärm, Politiker sehen die Jobs, die Stadtplaner die Verschwendung einer Top-Fläche.
Ratingen. Die Anwohner rund um das Autohaus Giertz am Hauser Ring gehen gegen die Pläne auf die Barrikaden, auf dem Gelände der in Konkurs gegangenen Firma eine große Autowaschanlage zu errichten. Die Firma Cleanline mit Sitz in Meerbusch möchte auf dem Areal ein Autowasch- und Pflegecenter hochziehen.
Bei den Anwohnern der Straßen Angerhof, Hauser Ring und Kaiserswerther Straße formiert sich Widerstand, weil sie erhebliche Einbußen ihrer Wohnqualität befürchten. Auch die Bauverwaltung spricht sich klar gegen das Vorhaben aus. Tenor: Die Fläche sei für eine solche Nutzung viel zu schade.
Auf der anderen Seite sollen der Insolvenzverwalter und die Firma Giertz mit Nachdruck die Ansiedlung der Autowaschanlage betreiben. Dadurch könnten die Arbeitsplätze bei Giertz erhalten und zusätzlich neue Jobs geschaffen werden. Margret Paprotta, CDU-Ratsfrau und betroffene Anwohnerin, weiß, dass sich in der Politik eine breite Zustimmung für die Waschanlage abzeichne. Sie forciert deshalb den Widerstand. Am Montagnachmittag fand ein Ortstermin auf dem Gelände des Autohauses statt, am Dienstag soll der Stadtrat die Entscheidung fällen. Mit der Aufstellung eines Bebauungsplans könnte die Bauvoranfrage von Cleanline zurückgestellt werden. Wird dies abgelehnt, ist der Weg für das Autowaschcenter frei.
Für die Anwohner wäre dies ein Alptraum: "Neben der unvermeidlichen Lärm- und Geruchsbelästigung wird es auch ein deutlich höheres Verkehrsaufkommen geben - an sechs Tagen in der Woche", erklärt Dieter Endres, dessen Terrasse dann etwa 150 Meter von der Waschanlage entfernt wäre. Dazu käme weiterer Lärm durch Hochdruckreiniger und Staubsauger bei der Innenreinigung der Autos.
Im städtischen Planungsamt hält man ebenfalls nichts von diesen Plänen: Bei dem Grundstück handele es sich um "eines der letzten hochwertigen, größeren, innenstadtnahen, gewerblichen Grundstücke", weshalb auf die künftige Nutzung Einfluss genommen werden sollte. Die jetzigen Planungen entsprächen "nicht den Zielsetzungen der Stadt", heißt es in der Drucksache. Ziel sei vielmehr die Ansiedlung von nicht störendem Gewerbe. Dabei soll ein "verträgliches Nebeneinander" mit der umgebenden Wohnbebauung geschaffen werden. Der nördlich gelegene Angerbach soll ökologisch aufgewertet werden. "Das Gelände hat mehr als eine Autowaschanlage verdient", erklärte Planungsamtsleiter Michael Hölzle.
Er räumte allerdings ein, dass der Standort für eine solche Anlage von der Verkehrslage her optimal sei. Er weiß aber auch: "Eine solche Anlage kriegt man da aber nicht wieder weg, die bleibt mindestens 30 Jahre. Da wird so viel Kapital im Boden vergraben."
Viele Beobachter ärgert auch, dass die Waschanlage nur ein Viertel des gesamten Geländes einnimmt, aber durch seine Lage die kompletten, dahinter liegenden Flächen verstellt.