Ratingen: Geschichte(n) der Burg
Die Burgherrin Christa Lambart hat Historie und Restaurierung in einem Buch mit CD zusammengefasst.
Ratingen. Die Heinzelmännchen von Ratingen im "Haus zum Haus"? Ein unterirdischer Gang von der Wasserburg bis in die Stadt? So wie der alte Efeu ranken sich auch viele Erzählungen und Geschichten um das am meisten fotografierte Bauwerk der Stadt, das jedes Kind kennt: die Wasserburg Haus zum Haus.
Ihre Geschichte und Geschichten hat jetzt Burgherrin Christa Lambart in einem Buch festgehalten, das - reich bebildert - die Wehranlage nicht nur beschreibt und erklärt, sondern mit vielen netten Details auch seine aufwändige Restaurierung darstellt.
Angereichert wird der Band mit Anekdötchen und eben jenen Geschichten, die Christa Lambart an wenigen Terminen im Jahr bei Kaffee und Kuchen ihren staunend lauschenden Besuchern erzählt.
Die Ursprünge der mächtigen Mauern und Türme reichen bis ins 13. Jahrhundert zurück. Heute die gilt die Wehrburg als eine der am besten erhaltene ihre Art in der Region. Das sah vor wenigen Jahrzehnten noch ganz anders aus. Da drohte die Burg nach langem Dornröschenschlaf als Ruine zu verfallen.
1972 schenkte sie deshalb der Besitzer, Maximilian Graf Spee, der Stadt Ratingen, die aber auch nicht so recht etwas damit anzufangen wusste. Bis der Architekt Bruno Lambart auf der Suche nach einem neuen Standort für sein aus allen Nähten platzendes Büro eine Idee hatte, in die halb verfallene Ruine einzuziehen.
Nein, er bezahlte nicht die symbolische eine D-Mark dafür, und die Burg gehört ihm und seiner Frau Christa auch nicht. Mit der Verpflichtung, die gesamte Anlage in zehn Jahren wieder herzurichten, wurde ein Erbpachtvertrag abgeschlossen.
"Eigentlich war das Buch überfällig", sagte Christa Lambart, selbst promovierte Architektin, gestern bei der Vorstellung. Neben den historischen Ursprüngen der Wehrburg beschreibt sie in einem Rundgang durch alle Bauteile mit netten "Dönekes" das Abenteuer dieser Restaurierung.
Wie etwa das des verfallenen Fachwerkhauses, dessen Balken in sich zusammenzufallen drohten und mit Lkw-Wagenhebern wieder in Position gebracht wurden. Oder wie beim ersten Einsatz des Boschhammers eine komplette Mauerwand wegbrach und das historische Portal samt den Rollen für die Zugbrückenketten freigab.
Ebenso einzigartig war die multikulturelle Handwerkertruppe, mit denen die Restaurierung letztlich bewerkstelligt wurde: Vor allem Mesut, dem Maurer und Steinmetz aus Anatolien ("ein Magier mit der Maurerkelle"), hat Lambart mit vielen Erinnerungen ein liebevolles Denkmal gesetzt.
Fotos, die den ursprünglichen und heutigen Zustand zeigen, veranschaulichen die Ausführungen zusätzlich. Und die Leser sehen, was normale Burgbesucher nie sehen werden: den herrlichen Blick auf die Burg - aus dem Schlafzimmer der Lambarts.
Den Schlussteil des Buches widmet Christa Lambart der 2003 von den Eheleuten gegründeten Kulturstiftung, der Errichtung des wunderschönen Konzertsaals im ehemaligen Pferdestall und den vielen hochkarätigen Konzerten, die seitdem dort stattfanden. Eine Zusammenstellung verschiedener Live-Mitschnitte auf einer CD ist als "Sahnehäubchen" dem Buch beigelegt.