Ratingen: Grundschüler werden knapp
Die Anmeldezahlen fürs nächste Schuljahr liegen vor. Für den Schulverbund in Tiefenbroich wird es langsam eng.
Ratingen. Was vor wenigen Jahren noch ein unerfüllbarer Wunsch von Eltern und Kindern war, wird im kommenden Schuljahr für manche Ratinger Grundschulen Wirklichkeit: Kleine Klassen, in denen es sich gut lernen lässt. An einigen Grundschulen im Stadtgebiet mischt sich in die Freude über bessere Unterrichtsbedingungen aber auch langsam die Existenzangst: Denn nach kleinen Klassen kommt: gar keine Klassen. Zurückgehende Schülerzahlen sorgen deshalb nicht nur bei der Schulverwaltung für emsiges Rechnen, auch in manchen Lehrerzimmern wird die Frage gestellt: Wie geht es weiter?
Im Schulausschuss stellte Schulamtsleiter Johannes Kraft am Dienstag die aktuellen Anmeldezahlen der Erstklässler zum Schuljahr 2010/2011 vor und beschwichtigte: keine auffälligen Veränderungen. Beim zweiten Blick in die Zahlenkolonnen fallen aber durchaus einige Tendenzen ins Auge, die man in der Ratinger Schulverwaltung und mehr noch bei der Aufsichtsbehörde im Kreis Mettmann mit besonderer Aufmerksamkeit - und je nach Blickwinkel auch mit Sorge - verfolgt.
Dass die Schülerzahlen insgesamt rückläufig sind, überrascht nicht. Aktuell sind 784 Kinder fürs nächste Schuljahr angemeldet, davon sind 71, also rund neun Prozent, so genannte "Kann-Kinder", die vom Alter her noch nicht schulpflichtig sind, aber bereits eingeschult werden können. Ihr Anteil ist in den vergangenen Jahren stetig gestiegen. Und sie retten manche Schule. Denn ohne diese Kann-Kinder gäbe es zusammen mit 43 noch nicht angemeldeten Kindern nur 756 Erstklässler - 82 weniger als vor einem Jahr. Zum Vergleich: Im Schuljahr 2001/02 drängten noch knapp 900 Kinder in die Ratinger Grundschulen.
Bemerkenswert sind dagegen die Auswirkungen in den Stadtteilen. Besonders betroffen ist Tiefenbroich mit der Paul-Maar-Schule. Die wurde aus der ehemaligen Tersteegen-Schule und dem Teilstandort Martinschule gebildet, um trotz sinkender Schülerzahlen beide Einrichtungen weiterführen zu können. Maßgabe der Schulaufsicht: Der Hauptstandort muss zweizügig sein. Und da klemmt es jetzt gewaltig: Für den katholischen Teilstandort Martinschule gibt es aktuell 18 Anmeldungen, womit gerade mal die Einzügigkeit erreicht wird. Und 26 Kinder für die ehemalige Tersteegen-Schule werden ebenfalls in nur einer Klasse unterricht werden. "Wir rechnen da schon mit Ärger", räumt Johannes Kraft ein.
Dass die Schulaufsicht in Mettmann beide Schulstandorte einzügig laufen lässt, ist nicht zu erwarten. Welcher wird geschlossen, welcher bleibt erhalten? Für die Verwaltung ist der Fall recht klar: In der Paul-Maar-Schule ist Platz für alle, anders als in der denkmalgeschützten Martinschule, die zudem noch durch Fluglärm belastet ist. Schulrätin Barbara Ihle wollte am Dienstag auf Anfrage keine Marschrichtung vorgeben. "Wir müssen jetzt erst Gespräche mit dem Schulträger führen." Es habe aber wenig Sinn, wenn sich ein so kleines Kollegium mit dem ganzen Organisatorischen von zwei Standorten beschäftigen muss.
Kräftige Verluste muss übrigens auch die Wilhelm-Busch-Schule in Hösel verzeichnen. Vor Jahren immer vierzügig, ist sie mit 59 Anmeldungen zurzeit nur noch zweizügig. Als ein Grund wird die fehlende Schulleitung gesehen. Kraft weiß auch, dass etliche Höseler Eltern ihre Kinder auf die Internationale Schule ins benachbarte Heiligenhaus schicken - trotz monatlichen Schulgeldes von bis zu 1000 Euro.
Viele Schüler verloren hat auch die Erich-Kästner-Schule in West. Momentan sind 39 Kinder angemeldet (Vorjahr: 57). Als einzige Grundschule kann die Christian-Morgenstern-Schule in Homberg zulegen: Sie profitiert von Kindern aus Mettmann-Obschwarzbach, die nach Homberg kommen, nachdem in Mettmann am Kirchendeller Weg eine Grundschule abgebrannt war.