Ratingen: Sorgenkind Bahnhof Ost
Die Pläne der Deutschen Bahn lösen in der Politik auch Besorgnis aus. Für das Gebäude gibt es weiterhin kein Nutzungskonzept.
Ratingen. Er ist eine der Visitenkarten der Stadt und macht (noch) nicht viel her: der Bahnhof Ratingen Ost. Täglich kommen hier zahllose Pendler an, die von einem in die Jahre gekommenen Bahnsteig empfangen werden. Auch das an sich schmucke, aber beim genaueren Hinschauen etwas marode Bahnhofsgebäude hatte schon bessere Zeiten gesehen.
Wie berichtet, will die Bahn, die für alle Einrichtungen rund um die Gleisanlagen zuständig ist, etwa 1,3 Millionen Euro in die Hand nehmen, um den Haltepunkt auf Vordermann zu bringen. Am teuersten wird dabei, den Bahnsteig auf seiner ganzen Länge von rund 200 Metern anzuheben, damit Zugeinstieg und Bahnsteigkante auf einer Ebene liegen. Dabei wird auch der unterirdische Zugang vom ehemaligen Empfangsgebäude zum Bahnsteig verfüllt.
Die geplante Sanierung löst bei der Bürger-Union eine gewisse Sorge aus - um das Bahnhofsgebäude. Die BU will sicher gestellt wissen, dass beim Empfangsgebäude und Bahnsteig samt Überdachung die Vorgaben des Denkmalschutzes beachtet werden. Beide seien vor rund 30 Jahren denkmalgerecht restauriert und gestaltet worden. Ratsherr Alfred Dahlmann: Für den Denkmalschutz sei der Regierungspräsident zuständig, den die Stadt jetzt einschalten solle. "Wir legen Wert auf angemessene Gestaltungsvorgaben."
Besonderes Augenmerk solle auf die Verfüllung des unterirdischen Zugangs gelegt werden. "Der Abschluss zum Gebäude muss technisch einwandfrei erfolgen. Insbesondere sollte auf Schutz vor Feuchtigkeitsschäden und auf zweckmäßige Gestaltung des Abschlusses geachtet werden, um eine spätere Verwendung des Gebäudes nicht zu erschweren", fordert Dahlmann. Bauherr und Finanzier der Maßnahme ist die Deutsche Bahn, die Erfahrungen hätten aber gezeigt, "dass eine Kontrolle durch die Stadt auf der Grundlage unseres Eigentumsrechtes dringend geboten ist."
Wann und vor allem was mit dem Bahnhofsgebäude passiert, ist derzeit völlig offen. Im Planungsamt sucht man zwar unter Hochdruck nach Betreibern, doch die rennen der Stadt angesichts der Bausubstanz nicht gerade die Türen ein.
Und da liegt der Hase im Pfeffer: Ohne Betreiberkonzept keine Sanierung, ohne Sanierung keine Nutzung. Alle bisherigen Überlegungen, den alten Bahnhof mit Leben zu erfüllen, sind im Sande verlaufen. Die Pläne, das Jugendzentrum Lux dorthin zu verlegen, sind längst vom Tisch. Die Idee, ein Kulturzentrum zu installieren, scheitert an den (Folge-)Kosten. Auch der Vorschlag, die Dependance eines Tanztheaters unterzubringen, hat sich zerschlagen. So läuft alles auf einen gastronomischen Betrieb hinaus - womit der Gedanke eines "Kulturbahnhofes" quasi aufgegeben wird. Das seit Juli von der Politik geforderte Nutzungskonzept lässt allerdings weiter auf sich warten.