Ratingen: Wie gefährlich wird der Bau?

Altlasten: Bedroht giftige Munition die Bauarbeiten Am Sandbach? Die Grünen fürchten das – die Verwaltung hat aber nicht geschlafen.

Ratingen. Beinahe unbemerkt hätten Anfang März die Bagger in der Dechenstraße anrollen können, um eines der größten Bauprojekte in Angriff zu nehmen, das die Stadt in den kommenden Jahren zu stemmen hat: Es gilt nämlich, ein unterirdisches Regenrückhaltebecken von gigantischen Ausmaßen neben dem Eisstadion zu errichten. Gesamtkosten: rund 4,4 Millionen Euro.

Doch die stillen Vorbereitungen wurden am Dienstag jäh von einem empörten Aufschrei der Grünen-Fraktion unterbrochen: Deren Fraktionschef Felix Gorris hat im Altlastenkataster des Kreises geblättert und dabei entdeckt, dass das gesamte Areal als "Altlastenverdachtsfläche" geführt wird, weil dort nach dem 1. Weltkrieg große Mengen arsenhaltiger Munition vergraben wurden.

Mit besonderer Dringlichkeit hat er deshalb eine Anfrage im Stadtentwicklungsausschuss eingereicht. Die besorgten Fragen, die er darin stellt, werden aber wahrscheinlich zu seiner Zufriedenheit beantwortet werden. Sie bringen Tiefbauamts-Leiter Heinz-Willi Varlemann nämlich nicht aus der Ruhe. Der versichert, das Amt habe die Altlasten berücksichtigt - und zwar in aller Form.

Dass es sich dabei wahrscheinlich nicht einmal um Kampfmittel handelt, führt Albrecht Hindemith von der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises aus, der ebenfalls keinen Grund zur Aufregung sieht: "Bei den Proben wurden hauptsächlich Teeröle festgestellt, daraufhin haben wir die Auflagen gemacht, das Material zu separieren."

Was die Fachleute vor Ort also für sauber befinden, darf nach Belieben verwendet werden, zum Beispiel auch, um die Bezirkssportanlage aufzuschütten. Mit der Maßnahme erhofft sich die Verwaltung, 600 000 Euro bei den Sportplatz-Baukosten einzusparen.

Herkunft Ende des 1. Weltkrieges wurden mindestens zehn Tonnen arsenhaltige Gasgranaten in mehreren Gruben zwischen der Sandstraße und Am Sandbach vergraben.

Entsorgung 1958 entsorgte ein Kampfmittelräumdienst den größten Teil der Munition. Ein Sanierungsbrunnen sollte das verseuchte Grundwasser absaugen und in den Angerbach leiten. Dennoch hatte sich die Arsen-Fahne bis 1963 so sehr ausgebreitet, dass das Bundesgesundheitsministerium das Wasserwerk an der Kaiserswerther Straße bedroht sah. Es wurde deshalb schließlich 1972 stillgelegt.

Überreste Seitdem wurde das Grundwasser sporadisch untersucht. Mal lag der Arsen-Gehalt über, mal unter dem Grenzwert. 1998 noch deutlich darüber, 2000 dann darunter - seitdem wurde aus Kostengründen nicht mehr getestet