Reizvolles Leben im Denkmal "Hechtshaus"
Helge Sorg hat an der Sanierung des Hauses Kirchplatz 16 mitgewirkt — und nun wohnt er in dem „Hechtshaus“.
Wülfrath. Erst war’s ein Job, längst ist aber eine Herzenssache: Helge Sorg lebt in dem Denkmal „Hechtshaus“ seit rund einem Jahr. Dabei sollte der 47-jährige Parkett- und Bodenleger in dem Schatz aus dem 17. Jahrhundert die Böden „nur“ erneuern und neu verlegen. „Es hat mir sofort gefallen“, sagt der Handwerker über das Fachwerk-Schmuckstück.
Rainer Schöneich hat ein Händchen für historische Bauten. Der Wüfrather Immobilienmakler und Investor hat in der Vergangenheit so manches alte Fachwerk vor dem Verfall bewahrt und fit für das 21. Jahrhundert gemacht — wie die „Glocke“ auf dem Kirchplatz.
Und jetzt eben — ebenfalls am Fuße der Stadtkirche — das Hechtshaus. In der städtischen Denkmalliste trägt es die Nummer 45. Denkmalexperte Willi Münch geht davon aus, dass das Haus schon vor dem zweiten Dorfbrand im Jahr 1678 existiert hat. 2011 hat es Schöneich erworben.
Über Geld spricht Unternehmer Schöneich nicht. Doch die Liebe zum Detail, die in dem durchsanierten Haus an der engen Treppe hinunter zur Hackestraße an vielen Stellen zu erkennen ist, wird ihren Preis gehabt haben. Schließlich seien eine Reihe von Bestimmungen beim Umbau eines Denkmals zu berücksichtigen.
Außerdem dürfe es nicht seinen Charakter verlieren — und soll doch modernen Ansprüchen genügen. Und wie viele Denkmäler er mittlerweile umgebaut habe, sagt er auch nicht. „Dass ich mit Vorliebe Fachwerkhäuser um- und ausbaue, hat sich im Laufe der Jahre herumgesprochen“, sagt er lediglich.
Als er für Schöneich im Hechtshaus tätig war, „habe ich Rainer Schöneich spontan gefragt, ob das Haus schon vermietet wäre“, so Helge Sorg. War es nicht - dann aber sehr schnell. „Es ist besonders, es hat Charme. Ich fühl mich hier einfach wohl“, sagt Sorg. Von außen wirkt das Gebäude schlank und verwinkelt.
Und in der Tat sind die 150 Quadratmeter auf vier Ebenen keinesfalls ein 08/15-Zuschnitt. „Das macht den Reiz aus“, so der Bewohner. Der Besucher tritt vom Kirchplatz quasi direkt in die „gute Stube“ ein. Helle Wände, eine wuchtige Treppe in die oberen Etagen, warm wirkende Bodendielen und versiegelte Betonböden fallen auf.
Der erste Eindruck: großzügig, wohnlich diese Wohnküche und — na, ja — etwas niedrig in einigen Bereichen. Sorg lächelt. „Da muss sich mancher Besuch bücken, damit er sich den Kopf nicht stößt. Ganz besonders: Ein schräges Bodenfenster, das den Blick ins Kellergewölbe frei gibt. „Das wird noch indirekt beleuchtet.“
Sorg schätzt die zentrale Lage. „ich bin immer mittendrin“, sagt er knapp. Den Herzog-Wilhelm-Markt hat er quasi im Vorgarten. „Das stört auch nicht.“ Im Sommer sitze er gern vor der Tür auf dem Kirchplatz. Die Nachbarn im Rund seien wirklich nett. Helge Sorg: „Es wohnen viele jüngere Menschen an diesem Ort.“ Das hält dann auch die historische Altstadt jung. . .