Renault 5: „Krümel“ lief schneller als jeder Käfer

Ulf-Roman Netzel schuftete für das 4000 D-Mark teure Auto in den Ferien. Mit "Krümel" ging es bis nach Südfrankreich.

Ratingen. "Das war ein gelbgrüner R 5 TL, Wesel CP 526, der hieß ,Krümel’ und hat genau 4000 Mark gekostet." Baudezernent Ulf-Roman Netzel muss kaum nachdenken, als er nach seinem ersten Auto gefragt wird. Typ, Kennzeichen, Preis - alles hat Netzel noch parat. Sogar das Kaufdatum weiß er noch aus dem Effeff: 23. Oktober 1978. "Das war vier Tage, nachdem ich den Führerschein gemacht habe." Woher kommt der Spitzname "Krümel", ein für das Auto eines 18-Jährigen doch eher untypischer Name - zumal Ende der wilden Siebziger? Netzel: "Die Vorbesitzerin hatte das mit Klebebuchstaben auf die Kofferraumhaube geschrieben. Außerdem passte das zu meinem damaligen Spitznamen - weil ich so gerne Kekse aß." Die 4000 Mark für "Krümel" musste sich Netzel mit Ferienjobs selbst verdienen. "Ich habe auf der Königsstraße in Duisburg Straßenbahngleise verlegt und auf der Zeche Niederberg in Neukirchen-Vluyn malocht." Natürlich blieb der grüne Renault nicht unverändert. Netzel verpasste dem Kleinwagen einen Spoiler und "Nebels" (Nebelscheinwerfer). Außerdem als "Luxus" Rollgurte. Serienmäßig war der R 5 nur mit einem starren Gurt ausgerüstet gewesen. Innen wurde eine "fette Pioneer-Anlage" eingebaut - mit vier Boxen. Das gehörte damals eben dazu. Warum ein R 5? "Der war schneller als jeder Käfer", erinnert sich Netzel. "1100 Kubik und irgendwas um die 40 PS" hatte "Krümel" unter der Haube - "und lief wie ’ne Eins!" Auch nach Südwestfrankreich, wohin Netzel mit seiner Freundin am Tag nach dem Abitur aufbrach. "Der Wagen kam vorher noch zum Bosch-Dienst." Dann ging es über die Landstraßen nach Süden. "Fünf Liter auf 100" - ein Wert, von dem Käfer-Fahrer nur träumten. Auf der Fähre über die Garonne-Mündung musste Netzel um "Krümel" bangen. Die Belader hatten den kleinen Wagen gerade noch so auf die Fähre bugsiert, mit drei Zentimeter Abstand zum Vordermann. Die Ladeklappe ließ sich hinter dem R 5 aber nicht mehr ganz schließen - und blieb während der Überfahrt ein Stück offen. Nach vier Jahren und 50 000 Kilometern trennten sich die Wege von Netzel und "Krümel". "Die Maschine war noch tipptopp, die Karosserie bestand aber nur noch aus Löchern. Der rostete mir unter dem Hintern weg." Danach gab es erst einen Kadett, dann einen Golf. Seitdem sind Netzels Wagen immer größer geworden. "Aber der R 5, das war was!"