Rheinkalk-Stadion ist endgültig Geschichte

Das Unternehmen Lhoist hat am Wochenende den Schriftzug am Stadion ausgetauscht.

Foto: Dietrich Janicki

Wülfrath. Anfang Juli wurde der Deal in einer kurzfristig angesetzten, nicht-öffentlichen Ratssitzung über die Bühne gebracht: Das Rheinkalk-Stadion verliert seinen Namen. Stattdessen wird der Lhoist-Konzern Namensgeber für den Sportpark Erbacher Berg. Nun heißt er offiziell „Lhoist-Sportpark“. Ob damit höhere Sponsorenunterstützung in Form von Geld oder Sachleistungen verbunden sind, bleibt unklar. Fakt ist: Seit dem Wochenende hängt der neue Schriftzug über der Haupttribüne des Stadions.

Der kleine Namenswechsel reiht sich ein in eine Reihe grundlegender Veränderungen, die die Stadt Wülfrath seit gut zwei Jahren durchlebt. Seit der Mutterkonzern 2014 völlig neu aufgestellt worden ist, verschwindet das Markenzeichen Rheinkalk. So wie Mannesmann in Vodafone aufging, oder auch Raider von Twix verputzt worden ist, hat Rheinkalk in Wülfrath keine Zukunft mehr. Das spricht niemand laut aus, „ist aber so“, sagen Politiker und Verwaltung hinter vorgehaltener Hand.

Als Belgiens König Philippe im Frühjahr 2015 kam, verschwanden die Straßenschilder. Vor dem Besuch wurden sie hastig überklebt: Lhoist statt Rheinkalk stand ab da überall drauf, der Mutterkonzern zeigte Flagge. Tatsächlich hatte das Verschwinden von „Rheinkalk“ in Wülfrath viel früher begonnen. Werksleiter Ingo Stolzheise musste im Sommer 2015 gehen. Er war einer der wenigen verbliebenen „alten Kalker“ in der Führungsetage. Zwar kam der neue Werksleiter Thomas Perterer, doch der fundamentale Unternehmensumbau war im vollen Gange. Im August 2015 stielte Lhoist die unternehmensrechtliche Zusammenlegung der beiden Betriebsstätten Hauptverwaltung und des Werkes Flandersbach ein.

Durch die Zusammenlegung des Werks mit der Hauptverwaltung gibt es heute nur noch ein Rheinkalk-Unternehmen. In Deutschland gibt es zudem nur noch die drei Regionen Zentral, West (mit Flandersbach) und Süd, zusammengefasst unter der belgischen Mutter. Die Folge: Wülfrath ist nur noch eine reine Produktionsstätte mit Mini-Verwaltung.

Es soll künftig lediglich drei sogenannte Cluster bei Lhoist Deutschland geben. Das wäre dann das endgültige Aus des Markennamens Rheinkalk. Das Herz habe man Wülfrath aber bereits 1997 mit dem Wechsel zu Lhoist herausgerissen, nun werde das Beatmungsgerät langsam abgestellt, sagt ein Lokalpolitiker. Wülfrath wird immer stärker aus der Zentrale im Nachbarland gesteuert. Untrügliches Zeichen: Die schicke Verwaltungszentrale am Kalkstein ist bereits im vergangenen Jahr deutlich leergezogen worden. Große Flächen wurden an eine Velberter Firma weitervermietet.

In Verhandlungen will die Stadt klären, ob Lhoist das kleine Wülfrath nur noch als Abbauort sieht und ansonsten die alten, engen Verflechtungen zwischen Rheinkalk und der Stadt kappe. Denn: Die vielen Personalwechsel in den vergangenen zwei Jahren bestätigen viele Beobachter in ihrer Annahme, dass in dem belgischen Unternehmensteil in Wülfrath Lhoist draufstehe und immer weniger Rheinkalk drin sei. Das Wülfrather Führungspersonal wurde und wird schrittweise ausgewechselt. Die Belgier übernehmen mehr und mehr das Kommando.

In der Stadt keimen Befürchtungen: Rheinkalk unterstützte Jahrzehnte soziale und kulturelle Einrichtungen sowie Sportvereine. Ob die Spenden weiter fließen werden, fragen sich viele. Das neue Namenssponsoring „Lhoist Sportpark“ wirkt wie eine neue Annäherung von Konzern und Stadt. Im Hauptinteresse geht es Lhoist aber eher um die Tilgung der Marke „Rheinkalk“ und nicht um soziale Wohltaten für die Sporttreibenden am Erbacher Berg.