Velberter schreibt über Langenberger Sender
Jürgen Lohbeck hat sich intensiv mit der Geschichte und Bedeutung der Anlage beschäftigt.
Velbert. Das beschauliche Langenberg mit seiner schönen Altstadt war einst Zentrum der Seidenproduktion. Das werden die wenigstens außerhalb Velberts wissen. Die meisten verbinden mit Langenberg etwas anderem, denn es ist seit 90 Jahren Senderstadt.
Im Juli 1926 wurde der Pachtvertrag zwischen der Westdeutschen Funkstunde und dem Langenberger Verschönerungs-Verein für das Grundstück auf dem 242 Meter hohen Hordtberg geschlossen. In sechs Monaten wurden die beiden 100-Meter-Holzmasten, zwischen denen die Antenne gespannt wurde, und die Gebäude für den eigentlichen Sender errichtet. Das „Brandenburgische Konzert Nr. 3“ von Johann Sebastian Bach, gespielt vom Funkorchester in Köln, war das erste Musikstück, das am 15. Januar 1927 live über den Sender ging.
Seine ereignisreiche Geschichte erzählt Jürgen Lohbeck in seinem jüngsten Buch auf 264 Seiten bis in die Gegenwart. „Bisher gibt es keine zusammenhängende Dokumentation für das Wahrzeichen“, sagt Jutta Scheidsteger vom Scala Verlag.
Ursprünglich konzipiert und bis zum Jahr 2015 auch als Mittelwellensender genutzt, war die Langenberger Anlage über die Jahrzehnte bis heute immer wieder Gegenstand innovativer und neuester Technologien, die zu ihrer jeweiligen Zeit oft eine technische Vorreiterrolle innehatte. Der Sender hat den gebürtigen Velberter Jürgen Lohbeck von Kindesbeinen an interessiert.
Jutta Scheidsteger, Scala Verlag
Wenn der Wahl-Langenberger an seinem Schreibtisch sitzt, hat er den 301 Meter hohen Hauptmast stets im Blick. Es steht inzwischen der 14. Mast auf dem Hordtberg.
Das 90-jährige Bestehen der Anlage nahm Lohbeck zum Anlass, um die Historie des Bauwerks zu recherchieren. Lohbeck belegt, dass die Sendeanlage zeitweise europa- und sogar weltweite Bedeutung hatte. Für Langenberg stellte sie damit vor allem in früheren Zeiten einen Werbe- und Tourismusmagneten dar. Bis zu 6000 Besucher jährlich kamen auf den Hordtberg, um das damalige „Nonplusultra“ der Sendetechnik zu bestaunen. Weit mehr Beobachter bestaunten die riesige Anlage von außen.
Gut 450 zum Teil bisher unveröffentlichte Fotos und Dokumente, auf die Jürgen Lohbeck gestoßen ist und die auch aus Privatbesitz stammen, machen die Geschichte des Senders sichtbar. Beispielsweise, dass ein Orkan 1935 den Holz-Sendemast einstürzen ließ, oder dass im April 1945 Mitglieder der SS die Sendemasten sprengten, um die Anlage nicht den Alliierten zu überlassen und auch, dass der 166 Meter hohe Stahlgittermast „Am Rommel“ im Jahr 1996 bei Wartungsarbeiten umkippte.
Bis heute ist Langenberg wichtigster Senderstandort des Westdeutschen Rundfunks, nicht zuletzt dank seiner Rolle als zentraler Überwachungsstandort für alle anderen WDR-Sender. „Der Spagat des Verknüpfens der Senderhistorie mit jener des Rundfunks im Allgemeinen ist Jürgen Lohbeck gelungen“, urteilt Jutta Scheidsteiger vom Velberter Verlag. HBA